Bjarne Mädel: "Ich muss nicht immer der Sympathieträger sein"

Für Bjarne Mädel ist die neue Staffel "Mord mit Aussicht" gleichzeitig die letzte. Nach drei Staffeln sagt der Schauspieler der Serie und seiner Figur, dem biederen Dorfpolizisten Dietmar Schäffer, Lebewohl. Welchen Rollen Mädel sich nun zuwenden möchte und wie es mit der privaten Zukunftsplanung aussieht, verriet er spot on news im Interview.
Am Ende der zweiten und auch zum Auftakt der dritten Staffel von "Mord mit Aussicht" (ab 9. September, 20:15 Uhr im Ersten) wird es turbulent in Hengasch. Polizist Dietmar Schäffer hat es allerdings am liebsten, wenn sein Alltag geregelt verläuft und sich bitteschön möglichst wenig ändert. Ganz anders sieht es bei seinem Darsteller Bjarne Mädel (46, "Der Tatortreiniger" ) aus, der vor Kurzem seinen Ausstieg aus der Sendung ankündigte. Weshalb er sich dazu entschloss und warum er dennoch bei einem möglichen Film mitmachen würde, verriet er spot on news im Interview.
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Dies ist Ihre letzte Staffel bei "Mord mit Aussicht". Kommt da ein bisschen Wehmut auf?
Bjarne Mädel: Für mich persönlich kommt erst einmal gar keine Wehmut auf, da wir höchstwahrscheinlich noch einen Film zu "Mord mit Aussicht" machen werden. Ich werde ja nur wehmütig, wenn ich mich von der Figur verabschieden muss, und das musste ich jetzt noch gar nicht. Den Dietmar werde ich Ende des Jahres nochmal wiedertreffen, wenn wir den Film drehen. Insofern sind wir jetzt erstmal alle stolz auf die dritte Staffel.
Denken Sie aber nach wie vor, dass es die richtige Entscheidung war?
Mädel: Ich kann immer nur sagen, dass ich einfach Lust habe auf neue Herausforderungen und neue Sachen. Und 39 Folgen Dorfpolizei sind für mich persönlich genug.
Den Film wollen Sie aber trotzdem noch machen?
Mädel: Es gibt die Idee für einen etwas kniffligeren Fall, den wir auch ein bisschen außergewöhnlicher erzählen wollen, und dafür würden 45 Minuten nicht reichen. Und da bin ich auf jeden Fall mit von der Partie. Ich freue mich, dass es die Bereitschaft und den Wunsch des Senders gibt, dem Format 90 Minuten zu gönnen.
Sind Sie immer noch enttäuscht über den Umgang mit der Serie, wie Sie es in einem Interview einmal gesagt haben?
Mädel: Bei diesem Interview hatten sich Aussagen von mir überschnitten. Wir hatten uns über die Bedingungen bei Fernsehproduktionen unterhalten, und dann hieß es, ich höre auf, weil die Drehbedingungen verschlechtert wurden. So hatte ich es aber nicht gesagt und auch nicht gemeint. Ich denke aber trotzdem, dass die Bedingungen beim Fernsehen nicht leichter geworden sind. Da bin ich aber wahrlich nicht der Einzige, das sagen wirklich viele Kollegen. Man muss sich generell mal darüber unterhalten, wo und wie man sparen kann, wenn alles teurer wird, man aber nicht mehr Geld zur Verfügung hat. Aber bei der Zeit sollte man nicht sparen, und das hatte ich in dem Interview auch so gesagt. Ich habe damals eigentlich genau das gesagt, was ich auch jetzt immer noch sage, nämlich dass ich mir nach 39 Folgen gut vorstellen kann, mich neuen Aufgaben zu stellen.
Darin unterscheiden Sie sich sehr von Dietmar Schäffer, der froh über sein stetes, geregeltes Leben ist. Sie sind also eher der Typ Mensch, der schnell rastlos wird?
Mädel: Das stimmt, obwohl ich finde, dass sieben Jahre ja nun nicht schnell sind. Ich habe "Stromberg" zehn Jahre gemacht und "Mord mit Aussicht" sieben Jahre - ich finde schon, dass ich da sehr viel Ausdauer gehabt habe. Es gibt ja auch Kollegen, die nach zwei Jahren "Tatort" schon genug haben. Gerade bei Serien wird man als Schauspieler allerdings sehr schnell auf eine Rolle festgelegt. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich aus der "Stromberg"-Falle als Ernie rausgekommen bin und den Dietmar erschaffen konnte. Und jetzt bin ich beim "Tatortreiniger" gelandet und versuche, auch daraus wieder eine Figur zu machen, die in Erinnerung bleibt. Ich möchte aber auch auf diese Rolle nicht festgelegt werden. Insofern habe ich jetzt gerade mehr Lust, in eine andere Richtung zu denken, wieder Theater zu spielen oder mal einen Film zu machen. Bei den Serien ist man eben immer sehr lange auf eine Sache festgelegt.
Würde Sie mehr kreative Kontrolle reizen? Vielleicht als Regisseur?
Mädel: Schon, nur habe ich einen sehr hohen Anspruch, auch an die Regie. Und ich wüsste gar nicht, ob ich dem gerecht werden kann. Ich mache auch heute schon häufig Vorschläge, die sich nicht auf mein Spiel beschränken, sondern auch mit der Gesamtanlage einer Szene zu tun haben. Ich glaube also schon, dass ich gute kreative Einfälle hätte und auch gut mit Schauspielern arbeiten könnte, aber von der technischen Seite, Kameraführung, Einstellungsgrößen und Schnitt und sowas, habe ich gar keine Ahnung.
Hätten Sie denn als Schauspieler Lust, nach so vielen Jahren Comedy mal einen Psychopathen zu spielen?
Mädel: Durchaus, aber es kommt immer darauf an, wie und mit wem das gemacht wird. Ich werde mir jetzt nicht auf Teufel komm raus irgendwas suchen, was bloß nicht lustig sein darf. Ohne überheblich klingen zu wollen: ich entscheide, wenn ich kann immer nach Qualität. Wenn etwas gut geschrieben ist, oder ein toller Regisseur oder tolle Kollegen an Bord sind, dann ist mir erstmal egal, ob das jetzt was Lustiges oder was Ernstes ist. Man wird eben immer in Schubladen gesteckt, und das finde ich schade. Ich wehre mich dagegen, so gut ich kann. Ich kann mir durchaus vorstellen, auch mal was Finsteres zu spielen. Ich muss nicht immer der Sympathieträger sein.
Dietmar Schäffer lebt ein einfaches Leben und zieht sein Glück gerne aus den kleinen Dingen des Lebens. Was macht Sie glücklich?
Mädel: Mich macht glücklich, wenn ich merke, dass ich in dem Moment, wo ich gerade bin, auch tatsächlich gerade bin. Deswegen, glaube ich, spiele ich so gerne, denn während man spielt, merkt man, dass man da ist. Man kann sich auf der einen Seite komplett gehen und fallen lassen, und auf der anderen Seite ist man sich seines eigenen Daseins sehr bewusst. Und das ist ein schöner Zustand. Ich bin gerne vor der Kamera oder auf der Bühne, weil das ein sehr bewusster Ist-Zustand ist. Und wenn ich etwas gut gemacht habe und stolz auf etwas sein kann, dann macht mich das auch glücklich. Tatsächlich versuche ich aber auch, mich über kleine Sachen des Alltags zu freuen.
Sie sind ihrer Freundin zuliebe nach Berlin gezogen, obwohl Sie sehr an Hamburg hängen. Trotz dieses persönlichen Opfers haben Sie noch nicht geheiratet. Woran liegt das?
Mädel: Das liegt daran, dass mir das persönlich nicht wichtig ist. Ich habe das Gefühl, dass man sich weniger Mühe gibt, sobald man offiziell verheiratet ist. Dann sagt man, dass man sich gegenseitig "gehört", und ab da muss man sich nicht mehr anstrengen. Für mich hat das einen komischen Beigeschmack. Aber ich bin Scheidungskind, vielleicht kann ich deshalb mit dem Heiraten nichts anfangen.
Wie sieht es sonst mit der Familienplanung aus? Sind Kinder ein Thema?
Mädel: Früher habe ich immer gedacht, das wäre nichts für mich, aber mittlerweile kann ich mir das schon ganz gut vorstellen.