"Der heiße Stuhl" bleibt bei Thilo Sarrazin ziemlich kalt

22 Jahre nach der letzten Ausgabe ist "Der heiße Stuhl" wieder zurück im TV. Thilo Sarrazin durfte als erster auf ihm Platz nehmen. Wurde es so hitzig wie damals?
RTL hat mal wieder in seiner Mottenkiste gewühlt und dabei das Talk-Format "Der heiße Stuhl" gefunden. 22 Jahre ist es her, als zuletzt ein gewisser Olaf Kracht, er folgte auf Ulrich Meyer, den kontroversen Talk moderierte. Das ist eine lange Zeit - sogar eine so lange Zeit, dass die Original-Ausgabe des "Heißen Stuhls" mittlerweile zum Ausstellungsstück im "Haus der Geschichte" in Bonn geworden ist. Nun gab es am Montagabend jedoch die Neuauflage des TV-Klassikers, der von 1989 bis 1994 alle 14 Tage über den Bildschirm flimmerte.
In dieser Regelmäßigkeit wird es den "Heißen Stuhl", der nun von "stern tv"-Moderator Steffen Hallaschka (45) moderiert wird, jedoch nicht geben. Nur bei einem ganz konkreten Anlass soll laut RTL der Talk mit dem Stuhl ins Programm genommen werden. "Mit Themen, die ganz Deutschland bewegen und die gleichzeitig eine provokante These bieten", heißt es von Senderseite.
"Ein Jahr nach Köln - wie sicher ist Deutschland?" war nun also so ein bewegendes Thema. Um darüber zu diskutieren setzte RTL den Gesellschaftskritiker, Buchautor und Ex-Politiker (SPD) Thilo Sarrazin (71, "Deutschland schafft sich ab") auf einen Nachbau des "Heißen Stuhls". Zunächst eine gute Wahl, der Mann polarisiert. Ihm gegenüber standen die muslimische Buchautorin Khola Maryam Hübsch, Kai Gehring, Bundestagsabgeordneter Bündnis 90/Die Grünen, Schauspielerin und Moderatorin Annabelle Mandeng sowie Arnold Plickert von der Gewerkschaft der Polizei.
So lief der Talk ab
Sarrazins Körpersprache, er verschränkte seine Arme nahezu dauerhaft, ließ erahnen: Er hält Deutschland für unsicher. Es sei ein Problem, "wenn eine Million muslimischer Männer ins Land kommen, ohne Zugang zu Frauen", so Sarrazin. Und weiter: "Junge Männer wollen das, was junge Männer wollen, ein Mädchen."
Und dann bemühte er immer wieder Sätze wie, "Ich schüre keine Ängste, ich nenne Fakten!" oder er berief sich auf seine anscheinend gut studierten Statistiken: "Muslimische Männer und Jugendliche sind statistisch häufiger kriminell." Die Gegenargumente seiner Antagonisten (Plickert: "Wir müssen mit dem Populismus aufhören. Die allerwenigsten Flüchtlinge werden kriminell.") ließ Sarrazin immer wieder an sich abprallen. Wirklich heiß wurde es ihm so auf seinem Stuhl zu keiner Zeit.
Eine richtige Diskussion, die dem Zuschauer einen Mehrwert bot, ergab sich so aber leider ebenso wenig. Mal sehen, wann es erneut zu einer Ausgabe von der "Der heiße Stuhl" kommt. Hallaschka versprach auf jeden Fall: "Wenn Deutschland wieder streitet, sind wir zugegen."