Matthias Koeberlin: Darum lässt die Serie "Gottlos" keinen kalt

Deutsche Serien haben es im TV schwer, RTL II wagt trotzdem den Versuch und zeigt die dreiteilige Reihe "Gottlos - Warum Menschen töten". Warum diese Serie keinen kalt lassen wird, erklärt Schauspieler Matthias Koeberlin im Interview.
Warum wird ein Mensch zum Mörder? Die neue RTL-II-Serie "Gottlos - Warum Menschen töten" (immer montags 20:15 Uhr) geht dieser Frage anhand von wahren Schicksalen und Tragödien nach. Unter der Feder von Grimme-Preisträger Thomas Stiller entstanden drei Folgen, die mit prominenten Schauspielern besetzt wurden. Auch Matthias Koeberlin (41, "Kommissar Marthaler") ist in einer der Episoden zu sehen. Warum diese Serie keinen kalt lässt, erklärt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Was unterscheidet "Gottlos" von den zahlreichen Krimi-Serien im Fernsehen?
Matthias Koeberlin: "Gottlos" erzählt die ganze Geschichte. Also den Weg und die Entwicklung, die zum Verbrechen führt. Die meisten anderen Krimi-Formate beginnen nach dem Verbrechen und beschäftigen sich mit der Suche nach dem Täter. Das ist wohl der größte Unterschied zu anderen Formaten.
Die Fälle sind inspiriert von Motiven wahrer Verbrechen, wie sehr haben Sie die Geschichten berührt?
Koeberlin: Da die Episoden nach Motiven begangener Verbrechen entwickelt wurden, ist die Beklemmung natürlich weitaus stärker als bei rein fiktiven Verbrechen. Es sind echte Schicksale und Tragödien, die einen nicht kalt lassen.
Wurden Sie selbst schon mal Zeuge eines Verbrechens?
Koeberlin: Ich bin sehr glücklich, bisher nie Zeuge eines Verbrechens geworden zu sein. Das darf auch gerne so bleiben.
Was hat Sie dazu bewogen, bei "Gottlos" mitzuwirken?
Koeberlin: Mich hat zum einen die oben bereits erwähnte Erzählweise von "Gottlos" interessiert, einen Menschen zu beschreiben, dessen einziger Ausweg ein Verbrechen darstellt. Sein Weg hin zum Unvorstellbaren war sehr reizvoll. Aber auch die Arbeit mit Thomas Stiller als Regisseur war für mich ein sehr guter Grund bei "Gottlos" mitzuwirken.
"Gottlos" ist die Adaption des niederländischen Formats "The Godless", das bereits in die vierte Staffel geht. Haben Sie sich im Vorfeld ein paar Folgen angeschaut?
Koeberlin: Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, mir Folgen des holländischen Originals anzusehen, um mich ganz unvoreingenommen unserer Art der Erzählung zu widmen. Vielleicht hole ich es aber jetzt nach.
Nur wenige deutsche Serien können beim Publikum punkten, zuletzt floppte z.B. die von Kritikern gefeierte Serie "Deutschland 83". Was meinen Sie, woran das liegt?
Koeberlin: Ich denke, es hat viele Gründe, warum sich manche Serien beim Publikum schwerer tun als andere. Manchmal ist der Zeitpunkt oder das Thema nicht das Richtige. Die Konkurrenz durch ausländische Serien ist groß. Aber ich denke, dass wir jetzt und auch in Zukunft mehr und mehr erfolgreiche deutsche Serienformate sehen werden, die mit interessanten Geschichten und Figuren ihr Publikum finden werden.
Haben Sie Angst, dass "Gottlos" floppen könnte?
Koeberlin: Angst habe ich nicht, aber es wäre sehr schade. Allerdings liegt es jetzt nicht mehr in meiner Hand, ob es ein Erfolg wird oder nicht. Ich habe darauf ja keinen Einfluss mehr.
Welche Serien schauen Sie persönlich am liebsten?
Koeberlin: Ich mag alle möglichen Serien, ob "House of Cards" oder "True Detective", aber auch Sitcoms wie "King of Queens" oder "Seinfeld". Am beeindruckendsten in letzter Zeit waren für mich allerdings "Sherlock Holmes" und "Downton Abbey".
Sie haben bereits in zahlreichen Krimis mitgespielt. Am 7. März sind Sie im ZDF wieder als Kommissar Marthaler zu sehen. Haben Sie einen besonderen Hang zu diesem Genre?
Koeberlin: Ich mag das Genre Krimi sehr gern und freue mich, gleich zwei Kommissare spielen zu dürfen. Es gelingt mir glücklicherweise nebenher auch noch völlig andere Rollen zu spielen und das möchte ich auch unbedingt weiterhin tun.
Das Fernsehen überschwemmt uns geradezu mit Krimi-Formaten, sind die Zuschauer nicht langsam übersättigt?
Koeberlin: Die Gefahr einer Übersättigung des Zuschauers ist bei der Flut an Krimi-Formaten natürlich gegeben, aber die hohen Zuschauerzahlen sprechen eine andere Sprache.
Sie wurden vor kurzem als "Coolster Kommissar" ausgezeichnet. Würden Sie sich selbst als cool bezeichnen?
Koeberlin: Ich selbst würde mich sicher nicht als cool bezeichnen. Dafür bin ich zu impulsiv und emotional. Cool schwebte mir bei meinen Überlegungen zur Rolle "Kommissar Marthaler" auch nicht vor. Authentisch wollte ich ihn zeigen, wenn dies aber gleichbedeutend mit cool sein sollte, dann freue ich mich darüber.