"Monsoon Baby": Leihmutterschaft war für Julia Jentsch "Neuland"

Die Leihmutterschaft spaltet die Gemüter: Für manche Paare ist sie ein Segen, andere sehen darin eine Form von Ausbeutung. Schauspielerin Julia Jentsch kam erst durch ihren neuen Film "Monsoon Baby" mit dem kontroversen Thema in Berührung. Im Interview verrät Jentsch, was sie nun über Leihmutterschaft denkt.
In "Monsoon Baby" (17. September, 20:15 Uhr im BR) bleibt der Kinderwunsch von Nina (Julia Jentsch) und Mark (Robert Kuchenbuch) auf natürlichem Wege unerfüllt. Adoption ist für das Paar kein Thema, die beiden entscheiden sich für eine Leihmutterschaft. Da dies in Deutschland verboten ist, suchen sich Nina und Mark in Indien eine Leihmutter aus. Doch während der neunmonatigen Wartezeit kommen Zweifel an der Entscheidung auf... Jentsch (36) ist selbst Mutter; wie es ist, dem Kinderwunsch alles andere unterzuordnen, konnte sie bis zu den Dreharbeiten allerdings nicht nachvollziehen. Wie sie nun über das Thema Leihmutterschaft denkt, erzählt sie im Interview mit spot on news.
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Der Film nimmt sich ein schwieriges Thema vor. Was hat Sie an dem Projekt gereizt?
Jentsch: Das Abenteuer, mich auf eine neue Reise zu begeben. Nicht nur in fremdes Land, sondern auch zu einem Menschen und einer Welt, die mir erstmal fremd ist. Dieser Kinderwunsch, wie stark er das ganze Leben beeinflussen kann und was manche bereit sind, dafür zu tun, war mir sehr fremd. Auch hat mich die Herausforderung gereizt, in einem ganz anderen Land zu drehen.
Sind Sie denn als Touristin schon einmal in Indien gewesen?
Jentsch: Nein, das war das erste Mal für mich.
Wie haben Sie das Land erlebt?
Jentsch: Ich war komplett geflasht. Mir haben so viele Leute schon von ihren Reisen dorthin erzählt, aber ich habe schnell gemerkt, dass diese Berichte mir nicht annähernd etwas von dem vermittelt haben, was ich dann selbst erlebt habe oder wie es auf mich gewirkt hat. Deswegen kann auch ich schwer beschreiben, was mir dort begegnet ist, was ich erlebt und gesehen habe. Ich war total reizüberflutet, aber nicht im negativen, sondern im positiven Sinne. Ich fand es unglaublich reich, was sich mir dort an Eindrücken, Emotionen, Gerüchen und Farben geboten hat. Ich habe mich wahnsinnig wohl gefühlt in dieser Fremdheit.
Hatten Sie sich schon einmal mit dem Thema Leihmutterschaft beschäftigt?
Jentsch: Nein, vor dem Film noch nie. Ich war noch nie damit in Berühung gekommen. Das war komplettes Neuland für mich. Ich musste mich da wirklich erstmal rantasten.
Wie ist Ihre Meinung zu dem umstrittenen Thema?
Jentsch: Es ist ein Thema, das sehr schnell emotionalisiert. Die Menschen reagieren sehr schnell und sehr emotional in die eine oder andere Richtung. Die einen sprechen von Menschenverachtung, Ausbeutung und Ignoranz, die anderen nennen es einen großen Segen, diese Möglichkeit zu haben. Und wie so oft, glaube ich, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Sie selbst tendieren in keine Richtung?
Jentsch: Ich kann nur sagen, ich würde es nicht machen.
Was denken Sie über Frauen, die sich für so einen Schritt entscheiden?
Jentsch: Sagen wir mal so, als ich das Drehbuch gelesen habe, konnte ich die Einstellung von Nina überhaupt nicht nachvollziehen. Dass sie diesen einen Wunsch hat, von dem ihr ganzes Glück abhängen soll und nicht akzeptieren kann, dass er nicht in Erfüllung geht, das war mir einfach fremd. Damit musste ich mich erstmal auseinandersetzen. Durch die Auseinandersetzung mit der Figur konnte ich zumindest ihre Gefühlswelt besser verstehen.