So wird der neue "Polizeiruf 110" aus München

Erneut geht Matthias Brandt alias Hanns von Meuffels im Münchner "Polizeiruf 110" auf Verbrecherjagd. Im Gepäck hat er diesmal eine einzigartige Inszenierung, die fesselt und jeden mit einem Schaudern zurücklässt...
Pflegenotstand in Deutschland ist das bestimmende Thema des neuesten "Polizeiruf 110: Nachtdienst" aus München (Sonntag, den 7. Mai ab 20:25 Uhr, Das Erste). Und wer jetzt mit der Nase rümpft, weil die allermeisten deutschen TV-Krimis mit aktuellem, politischem Bezug äußerst unglücklich daherkommen, dem sei gesagt: Dieser Psycho-Thriller mit einem wieder einmal überragenden Matthias Brandt (55) als Kommissar Hanns von Meuffels ist absolut sehenswert. Doch der Reihe nach:
Der Kommissar findet sich bei seinem 13. Fall in einem kompletten Mikrokosmos wieder, in dem der Tod weit häufiger an der Tagesordnung ist, als in seinem eigentlichen Metier. Regisseur Rainer Kaufmann inszenierte den Krimi ähnlich wie ein Theaterstück, das (fast) ausschließlich auf den kahlen und kalten Gängen eines Altenheims spielt, in dem sich niemand wünscht, seinen Lebensabend verbringen zu müssen. Ein durchweg reales Angstszenario wird von Beginn an aufgebaut und 90 Minuten lang nicht wieder zerstört. Zum Schaudern.
Darum geht's
Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels zieht es in den wohlverdienten Feierabend. Da taucht die sehr verwirrte 80-jährige Elisabeth Strauß im Kommissariat auf und berichtet von einem Mord, den sie angeblich beobachtet hat. Hanns von Meuffels nimmt die Ermittlungen auf, die ihn in ein Münchner Altenheim mit überforderten Pflegern und vielen betreuungsintensiven Patienten führen. Die Suche nach der Wahrheit erweist sich für Meuffels als sehr schwieriges Unterfangen. Es ist der Beginn einer Nacht, die er so schnell nicht mehr vergessen wird.
Lohnt sich das Einschalten?
Absolut! Wie immer verkörpert Matthias Brandt seine Paraderolle mit wenig Worten, aber unglaublich viel Tiefgang. Diesmal kommt er sogar gänzlich ohne private Nebenschauplätze aus. Er ist von der ersten Minute an die Hauptfigur und geleitet den Zuschauer durch einen angsteinflößenden Krimi, der mit der Urangst eines jeden Menschen spielt: die Einsamkeit im Alter. Meuffels muss mit ansehen, wie die Bewohner des Altenheims hilflos dem völlig überforderten Personal ausgeliefert sind. Und alle Beteiligten sind machtlos: der Kommissar, die Pfleger, die Angehörigen und natürlich vor allem die alten Menschen.
Zugegeben: Der Film hat an manchen Stellen seine Längen, man kann den wahren Täter eigentlich schon in den ersten 20 Minuten identifizieren und über das furiose Finale kann man sicherlich trefflich streiten. Dennoch gelang den Machern des Münchner "Polizeiruf"-Ablegers unterm Strich ein Highlight der TV-Krimi-Kunst mit tollen Darstellern und haufenweise Szenen, die tief unter die Haut gehen. Ein Thriller, den man gesehen haben sollte.