Vorbilder für Bettina Wulff? Politik-Promis in Unterhaltungsshows

Star-Koch Steffen Henssler bekommt zum Auftakt der acht neuen Folgen von "Grill den Henssler" hohen Besuch: Bettina Wulff stellt sich in der Show an den Herd bzw. Grill. Ob das wirklich eine gute Idee ist, wird sich zeigen. Wenn Politik-Prominenz auf Entertainment trifft, waren die Ergebnisse bisher eher durchwachsen. Ein Überblick.
Nun stellt sich Bettina Wulff also an den Herd bzw. Grill: In der ersten Folge der neuen Staffel von "Grill den Henssler" (VOX, 12. Oktober, 20:15 Uhr) wird sie neben Fußballer Arne Friedrich und Eisschnellläuferin Annie Friesinger-Postma gegen den TV-Koch Steffen Henssler antreten. Für die ehemalige First Lady ist es der erste Auftritt in einer Unterhaltungsshow. Und offenbar der erste Schritt ihrer Image-Kampagne. Denn Wulff kennen zwar 88 Prozent der Deutschen, nur die Hälfte davon findet sie aber auch sympathisch, berichtete das "Süddeutsche Zeitung Magazin" im August.
Imageberater Florian Kumrey soll demnach helfen, Wulff wieder als positiv wahrgenommene Marke zu etablieren. Ein schwieriges Unterfangen, öffentliche Äußerungen und Auftritte müssen sorgfältig ausgewählt werden. Ihr eigenes Buch bezeichnete sie im "SZ Magazin" als "Fehler", Angebote von "Promi Big Brother" und dem "Playboy" schlug sie vernünftigerweise aus. Doch auch der Auftritt in einer einigermaßen unverfänglichen Unterhaltungssendung wie "Grill den Henssler" kann gerade für Polit-Promis ein Risiko darstellen. Die bisherigen Erfahrungen deutscher Politiker in TV-Shows fallen jedenfalls durchaus gemischt aus.
Rateonkel Norbert Blüm bei "Was bin ich?"
Seit dem Ende seiner aktiven politischen Karriere tritt etwa Ex-Minister Norbert Blüm (CDU) oft und gerne im Fernsehen auf, unter anderem war er von 2000 bis 2005 Mitglied des Rate-Teams von "Was bin ich?". "Ich bin gern in der Zirkusgruppe. Ein bisschen Absturzgefahr muss sein", sagte das langjährige Kabinettsmitglied dazu der "Zeit". Zum Absturz kam es dabei allerdings nie. Um die aktive Politik muss sich Blüm ohnehin keine Sorgen mehr machen, und auch wenn ihm der Ausspruch "Die Renten sind sicher" noch ewig nachhängen wird, ist er doch, auch wegen zahlreicher sozialer Engagements, eher als einer der Sympathieträger des Kabinetts Kohl in Erinnerung geblieben. Und nicht zuletzt passen Shows wie "Was bin ich?" einfach gut zu seiner onkelhaften Art.
"Hoppel-Heide" Simonis bei "Let's Dance"
Viel Spott musste dagegen die ehemalige Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins, Heide Simonis (SPD), 2006 für ihre Teilnahme bei "Let's Dance" einstecken. Vor allem die "Bild" fuhr eine regelrechte Kampagne gegen "Hoppel-Heide". "Bei ,Let's Dance' habe ich mitgemacht, weil ich dafür einen fünfstelligen Euro-Betrag für Unicef bekommen habe", erklärte Simonis 2014 der Nachrichtenagentur spot on news. "Dass ich nicht tanzen kann, weiß ich selbst, dafür brauchte ich diese Sendung nicht." Von weiteren TV-Auftritten ließ sich Simonis jedenfalls nicht abhalten, so war sie später in "Die Promi-Pauker", "Wer isst besser?" und zuletzt in "Der Trödeltrupp" zu sehen.
Dauergrinser Karl-Theodor zu Guttenberg bei "Wetten, dass..?"
Dass Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schon vor seinem Plagiatsskandal höchst umstritten war, lag nicht zuletzt an seiner medialen Selbstinszenierung. 2009 nahm er als Wirtschaftsminister zusammen mit Ehefrau Stephanie Platz auf der "Wetten, dass..?"-Couch und nutzte die Gelegenheit, der Welt mitzuteilen, dass sich die beiden auf der Love Parade kennengelernt hatten. Am Ende der Show war er mit Gottschalk per du und fuhr als "Technominister" zurück nach Berlin. "Guttenberg absolvierte die Drei-Stunden-Show aus Freiburg mit Dauerlächeln. Er schien noch ganz im Wahlkampfmodus zu sein: Hauptsache Medienpräsenz", spöttelte da etwa die "Süddeutsche Zeitung". Weitaus kritischer wurde allerdings aufgenommen, als er 2010 mitsamt Frau und Johannes B. Kerner eine Talkshow im Bundeswehrcamp im afghanischen Masar i Sharif inszenierte. Doch Guttenberg gefiel sich da bereits in der Rolle des Polarisierers und wusste auch eine große Anzahl von Anhängern hinter sich. Sein Fall sollte erst später kommen.
Die Kanzlerin geht nicht ran: Wolfgang Bosbach bei "Wer wird Millionär?"
Zu den gelungeneren Beispielen gehört Wolfgang Bosbachs (CDU) Teilnahme beim Prominenten-Special von "Wer wird Millionär?" im Sommer 2014. Mit der Idee, spontan Angela Merkel persönlich als Telefonjoker zu nominieren, war der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages das Tagesgespräch, wenn auch die Kanzlerin nicht zu erreichen war. Bosbach gewann dennoch 125.000 Euro für einen guten Zweck und hinterließ auch sonst einen positiven Eindruck.
Ist der Ruf erst ruiniert: Ronald Schill bei "Promi Big Brother"
Ohnehin nichts zu verlieren hatte Ronald Schill beim Einzug ins "Promi Big Brother"-Haus. Der kurze Höhenflug als Hamburgs Innensenator endete für den Rechtspopulisten 2003 nach einigen Eklats mit der Entlassung aus dem Amt und dem Ausschluss aus der eigenen Partei. Nach einem gescheiterten politischen Comeback tauchte er in Brasilien ab und nun als Trash-Promi wieder auf. Passend zu seiner Skandal-Autobiografie "Der Provokateur" ließ er bei "Big Brother" als einer der ersten Teilnehmer alle Hüllen und Hemmungen fallen und tat sich durch schmerzfreie Sex-Beichten hervor. Dafür gewann er am Ende den dritten Platz und war zuletzt für eine eigene Talkshow im Gespräch.