Mögliches US-Verbot von „smarten“ Pirelli-Reifen
Reifen mit Sensor-Technologie von Pirelli stellen für die USA ein Sicherheitsrisiko dar. Der Grund ist ein chinesischer Investor, der einen großen Anteil des Reifenherstellers hält.
Die Zeiten, als Reifen einfach nur schwarz und rund waren, sind längst vorbei. Der italienische Reifenhersteller Pirelli entwickelt wie alle großen Hersteller seit Jahren an smarten Reifen mit integrierter Sensor-Technologie, die Daten zum Beispiel an eine Smartphone-App oder an die Bordelektronik des jeweiligen Autos überträgt. Das könnte für die Firma in den USA zum Problem werden. Denn wegen eines chinesischen Investors droht ein Verkaufsverbot dieser Reifen in den USA. Darüber hat das Bureau of Industry and Security (BIS) des US-Handelsministeriums Pirelli in einem offiziellen Schreiben informiert.
Problem wegen chinesischer Beteiligung
Der chinesische Staatskonzern Sinochem hält aktuell 37 Prozent der Anteile des Pirelli-Konzerns und ist damit der größte Investor bei Pirelli. Sinochem – auf Deutsch "Chinas Chemie" – ist ein staatliches chinesisches Chemieunternehmen mit Hauptsitz in Peking. Als Teil der Sinochem Holdings agiert der multinationale Konzern weltweit und konzentriert sich auf die Herstellung und den Handel von Chemikalien und Düngemitteln sowie auf die Exploration und Förderung von Öl und Gas.
Diese Beteiligung der Chinesen an Pirelli führt dazu, dass die Produkte der Italiener unter ein künftiges Verbot in den USA fallen könnten, das noch unter der Regierung des früheren Präsidenten Joe Biden beschlossen wurde. Es sieht vor, dass in den USA künftig keine vernetzten Fahrzeuge mehr verkauft werden dürfen, wenn die Hersteller unter chinesischer oder russischer Kontrolle stehen. Hintergrund sind Sorgen, dass über diese Fahrzeuge sensible Daten ausgelesen werden könnten; das Ministerium beruft sich bei seinem Vorstoß auf die nationale Sicherheit. Konkret tritt das Verbot für chinesische und russische Software in vernetzten Fahrzeugen ab dem Modelljahr 2027 in Kraft. Für Hardware-Komponenten aus China oder Russland gilt das Verbot ab dem Modelljahr 2030. Die Regelungen betreffen sowohl den Import als auch den Verkauf entsprechender Systeme und Fahrzeuge – unabhängig davon, ob die Fahrzeuge in den USA produziert wurden oder nicht.
Die Vorschriften gelten ausschließlich für Pkw und schließen auch Software und Hardware ein, die beispielsweise für Konnektivität (wie WLAN, Bluetooth, Mobilfunk, Satellitenverbindungen) oder automatisiertes Fahren genutzt werden. Die Pirelli Cyber Tyre-Technologie integriert Sensoren direkt in die Reifen, die in Echtzeit wichtige Daten wie Reifendruck, Temperatur, Belastung und Beschaffenheit der Fahrbahn erfassen und an das Fahrzeug übermitteln. Die Reifen sind außerdem in der Lage, sich über Mobilfunk zu vernetzen. Dadurch können sie etwa Warnungen vor Aquaplaning, die sie über ihre Sensoren erkennen, in Echtzeit an andere Fahrzeuge weiterleiten.
Investor soll entmachtet werden
Die Risiken durch die China-Beteiligung sind auch Pirelli bewusst. Dort arbeitet man daran, den Einfluss des chinesischen Investors Sinochem zu reduzieren. Im April 2025 entschied der Vorstand von Pirelli, dass Sinochem nicht länger als kontrollierender Aktionär gilt. Diese Entscheidung wurde durch ein spezielles italienisches Gesetz unterstützt, das strategisch wichtige Unternehmen vor ausländischem Einfluss schützen soll. Zudem strebt Pirelli an, Sinochems Anteil unter 25 Prozent zu senken, beispielsweise durch Aktienrückkäufe oder den Verkauf von Anteilen an italienische Investoren.