Tesla schnappt sich ATW

Der ATW-Standort in Neuwied stand vor der Schließung – jetzt kauft Tesla den Zulieferer. Das rettet Arbeitsplätze – könnte aber für deutsche Kunden zum Problem werden.
Elon Musk treibt seinen Plan, Tesla mit deutschem Kknow-how zu verstärken, weiter voran. Neu im Tesla-Imperium ist der Zulieferer ATW (Assembly & Test Europe) aus dem rheinland-pfälzischen Neuwied. Aktuell gehört ATW noch zum kanadischen ATS-Konzern (ATS Automation Tooling Systems), der 1978 vom deutschen Auswanderer Klaus Woerner in Cambridge (Ontario) gegründet wurde. ATS hatte bereits vermeldet, sich von Teilen seines Unternehmens trennen zu wollen – und ATW stand wegen seines aktuell verlustbringenden Geschäfts vor der Schließung. Die Arbeitsplätze der 210 Mitarbeiter scheinen nun durch den Tesla-Zukauf gerettet.
ATW stellt sich auf Elektroauto-Produktion ein
Wie die gesamte Autoindustrie quält sich auch ATW aktuell durch die schwierige Umstellungsphase zur Elektromobilität. Früher hat der Hersteller Fertigungsstrecken für mechanische Bauteile produziert, jetzt spezialisiert er sich auf die Produktion von Batterien – genau richtig für Tesla-Chef Elon Musk. Die Umstellung sorgte für eine Delle beim Gewinn – aber Musk scheint den perfekten Zeitpunkt zum Einstig erwischt zu haben: 2019 stieg der Auftragseingang bereits um etwas mehr als 30 Prozent, der Umsatz ging bereits um 23 Prozent hoch. Sollte der größte Teil der Umstellungskosten inzwischen gestemmt sein, stehen Musk mit ATW möglicherweise Gewinne ins Haus. Aktuell geht die Unternehmensleitung aber davon aus, dass mit Anlagen zur Batteriefertigung nicht so viel Gewinne zu erzielen sind, wie noch zu Zeiten der Fertigung von Anlagen für die Produktion von Verbrennungsmotoren.
Deutsche Kunden könnten wieder rausfliegen
Zum Kundenstamm von ATW zählen Autohersteller wie BMW, Daimler und VW sowie große Zulieferer. Ob ATW diese Kunden auch unter Tesla-Regie weiterhin beliefern kann, ist mehr als fraglich. Schließlich hat Tesla bereits im Januar 2017 Grohmann Engineering aus dem ebenfalls in Rheinland-Pfalz gelegenen Prüm übernommen und zu Tesla Grohmann Automation umfirmiert. Musk zwang den Zulieferer, die Geschäftsbeziehungen zu sämtlichen anderen Kunden außer Intel zu beenden. Davon betroffen waren unter anderem BMW, Daimler und General Motors. Daraufhin verließ der enttäuschte Unternehmensgründer Klaus Grohmann die Firma. Außerdem kam es infolge der Übernahme zum Streit mit den Gewerkschaften über eine wettbewerbsfähige Endgeld-Struktur, der inzwischen beigelegt sein soll.
Zusammenlegung wahrscheinlich
Wirtschafts-Experten vermuten, dass Musk ATW zu einem Teil von Tesla Grohmann Automation macht – schließlich beschäftigt sich auch der Zulieferer aus Prüm unter anderem mit dem Bau von Fertigungsanlagen für Batterien. Die beiden Standorte liegen auf der schnellsten Route 116 Fahrkilometer voneinander entfernt.
Weder ATW noch Tesla bestätigen bisher den Kauf. Tesla hat allerdings beim Bundeskartellamt für ATW einen Kontrollerwerb angemeldet – das Amt prüft jetzt, ob Tesla grundsätzlich die Mehrheit an ATW übernehmen darf.