So kann künstliches Licht Insekten retten

Ganz klar: Menschen brauchen in der Nacht künstliche Lichtquellen, doch viele Studien zeigen deren dramatische Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Ein Forschungsprojekt soll Abhilfe schaffen.
Ist Ihnen beim Beobachten des nächtlichen Himmels schon einmal aufgefallen, dass heute viel weniger Sterne zu sehen sind als noch vor 20 Jahren? Falls ja, dann ist Ihnen eine der offensichtlichsten Auswirkungen der Lichtverschmutzung aufgefallen. Doch diese betrifft nicht nur den Sternenhimmel – sie hat tiefgreifende ökologische Folgen.
Insekten reagieren empfindlich auf künstliches Licht. Viele nachtaktive Arten orientieren sich am natürlichen Licht des Mondes oder der Sterne. Wenn jedoch Laternen oder Leuchtreklamen die Nacht erhellen, bringt das ihre inneren Uhren, Wanderbewegungen und Fortpflanzung aus dem Gleichgewicht.
Ein bekanntes Phänomen ist der sogenannte "Lichtfallen-Effekt": Insekten umkreisen Lichtquellen bis zur Erschöpfung, werden leichte Beute oder sterben an Überhitzung und Dehydrierung. Das hat dramatische Folgen für Bestäubung, Nahrungsketten und Biodiversität.
Straßenlaternen sind eine der häufigsten künstlichen Lichtquellen und oft dauerhaft in Betrieb. Vor allem nicht abgeschirmte Laternen mit hoher Lichttemperatur (z. B. kaltweiße LEDs) strahlen diffus in alle Richtungen und locken unzählige Insekten an. Diese Lichtkuppeln stören nicht nur einzelne Tiere, sondern ganze Ökosysteme – insbesondere an Waldrändern, in Feuchtgebieten und Schutzgebieten, die eigentlich Rückzugsräume sein sollten.
Insektenfreundliche Beleuchtung im Test
Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat in Zusammenarbeit mit Forschern vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) das Pilotprojekt "NaturLicht" ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, herkömmliche Beleuchtung durch insektenfreundlichere Alternativen zu ersetzen.
In mehreren Naturschutzgebieten wurden speziell entwickelte Laternen installiert:
- Warmweiße LEDs mit niedriger Farbtemperatur (unter 3.000 Kelvin),
- seitliche Abschirmungen, die das Licht nach unten lenken,
- zeitgesteuerte oder bedarfsabhängige Beleuchtung, um nächtliche Dauerbestrahlung zu vermeiden.
Das Ergebnis: bis zu 50 Prozent weniger Insekten in Lichtnähe. Besonders wirksam zeigte sich die Kombination aus niedriger Helligkeit und guter Lichtlenkung. Die Projektverantwortlichen sehen darin einen guten Weg für Kommunen, Umweltschutz und öffentliche Sicherheit in Einklang zu bringen.
So können Sie Lichtverschmutzung vermeiden
Auch im Alltag kann jeder etwas tun, um die Nacht wieder dunkler und lebensfreundlicher zu machen:
1. Außenbeleuchtung verringern oder abschalten Sie sollten Ihren Garten oder das Haus über Nacht so gering wie möglich beleuchten. Das bedeutet, dauerhaft installierte Lampen ausschalten. Wenn Sie nicht auf einen beleuchteten Weg verzichten können, dann greifen Sie besser auf Bewegungsmelder zurück.
2. Warmweißes Licht verwenden Kaltweißes Licht hat einen hohen Blauanteil, der Insekten besonders stark anzieht. Warmweiße LEDs (≤ 3.000 K) stören die Tierwelt deutlich weniger. Daher besser auf warme statt kalte Beleuchtung setzen.
3. Leuchten richtig ausrichten Lampen sollten nach unten strahlen und nicht in den Himmel oder auf die umliegende Vegetation. Abschirmungen helfen, Streulicht zu vermeiden. Sind die Lampen nämlich nach oben gerichtet, verwirrt das die Insekten noch mehr und sie geraten in die tödliche Falle.