Verstappen siegt nach Taktik-Krimi
Max Verstappen hat den Grand Prix von Frankreich gewonnen. Der Red-Bull-Pilot setzte sich dank einer aggressiven Zweistopp-Strategie im spannenden Schlussspurt gegen WM-Rivale Lewis Hamilton durch und feierte den dritten Saisonsieg. Sergio Perez wurde Dritter.
Die Formel 1 liefert diese Saison einen Kracher nach dem anderen ab. Dabei ist der Circuit Paul Ricard normalerweise nicht bekannt für besonders spektakuläre Grand-Prix-Action. Doch am Sonntag (20.6.) lieferten sich Red Bull und Mercedes ein Duell auf Augenhöhe, das erst in den letzten Runden entschieden wurde. Am Ende feierte Max Verstappen seinen dritten Saisonsieg, mit dem er seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf 12 Punkte ausbauen konnte.
Dabei sah es zunächst noch nicht nach dem dritten Saisonsieg für den Holländer aus. Beim Sprint auf die erste Kurve hatte der Pole-Setter zwar noch die Nase vorne, doch dann rutschte Verstappen in der schnellen Links-Rechts-Kombination plötzlich leicht übersteuernd neben die Piste, was Lewis Hamilton die Gelegenheit zum Überholmanöver gab. Über den ersten Stint blieb der Abstand vorne weitgehend konstant. Verstappen schaffte es nie in den DRS-Bereich des Silberpfeils und musste seine Attacke erst einmal vertagen
Bei den Boxenstopps machte Mercedes in Runde 18 den ersten Zug. Valtteri Bottas wurde von Position drei früh zum Reifenwechsel gebeten, um Verstappen von hinten unter Druck zu setzen. Red Bull konterte den Undercut eine Runde später um die Position nicht zu verlieren. Das setzte aber plötzlich Hamilton an der Spitze in Zugzwang, der vor den Stopps seiner Verfolger noch mit drei Sekunden geführt hatte.
Red Bull gewinnt mit zweitem Stopp
Verstappen erwischte eine sehr gute Runde aus den Boxen. Der Red Bull zündete wie gewohnt die Reifen schnell an. Und trotz einer Blitz-Abfertigung reichte es zur Überraschung der Mercedes-Ingenieure nicht für Hamilton, die Führung zu verteidigen. Verstappen zog beim Einlenken vorbei an seinem WM-Rivalen und übernahm damit die Kontrolle.
Weil alle Piloten mit einem unerwartet hohen Reifenverschleiß zu kämpfen hatten, lautet zur Rennmitte die Frage, wer noch ein Mal in die Boxengasse abbiegen würde. Mit dem Barcelona-Rennen im Hinterkopf – als Hamilton den Sieg mit einem zweiten Stopp klarmachte – entschied sich Red Bull in Runde 33 als Erster die Reißleine zu ziehen und Verstappen reinzuholen. Mercedes blieb nur noch die Option, mit den alten Reifen bis zum Ziel zu überleben.
Weil bei allen Top-Piloten nur noch gebrauchte Medium-Reifen zur Verfügung standen, konnte Verstappen nach seinem Stopp nicht so aggressiv angasen, wie er es eigentlich wollte. Doch neun Runden vor dem Ende machte er schließlich am Ausgang der Mistral-Schikane mit Bottas kurzen Prozess. Hamilton an der Spitze konnte noch etwas länger ordentliche Rundenzeiten setzen. Doch im vorletzten Umlauf war auch der zweite Silberpfeil fällig. Mit 32 Runden alten Gummis konnte sich Hamilton auf dem ersten Teil der Mistral-Geraden nicht mehr gegen den heranstürmenden Red Bull verteidigen.
Dritter Red-Bull-Sieg in Serie
Verstappen feierte am Ende mit 2,9 Sekunden Vorsprung den dritten Saisonsieg und schnappte sich auch noch den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde. Es war gleichzeitig der dritte Red-Bull-Erfolg in Folge, was dem Team aus Milton Keynes seit 2013 nicht mehr gelang. Hinter den beiden WM-Rivalen konnte sich in den Schlussrunden auch noch Sergio Perez am zweiten Mercedes von Bottas vorbeischieben und den dritten Podiumsplatz klarmachen. Dadurch baute Red Bull den Vorsprung in der Teamwertung auf Mercedes auf 37 Punkte aus.
Verstappen, der zwischendurch auch noch mit Funkproblemen zu kämpfen hatte, zeigte sich im Ziel entsprechend erleichtert: "Das war mit dem böigen Wind heute wirklich schwierig. Eine Runde hat die Balance gepasst, in der anderen ist das Auto nur noch gerutscht. Toll, dass sich der Zweistopper am Ende ausbezahlt hat. Das war mit den Überrundeten nicht so einfach. Die sind aber zum Glück alle gut aus dem Weg gegangen."
Hamilton nahm die Niederlage einigermaßen locker: "Nach unserem schlechten Freitag kann ich mit dem Ergebnis heute leben. Das war ein gutes Rennen. Wir müssen aber noch etwas Pace finden. Vor allem auf den Geraden haben wir heute verloren. Ich weiß nicht, ob das am Luftwiderstand oder mangelnder Power liegt. Dazu hatte Red Bull noch eine gute Strategie. Ich hatte keine andere Möglichkeit als draußen zu bleiben und darauf zu hoffen, dass die Reifen halten." Über Funk entschuldigte sich Strategie-Chef James Vowles bei seinem Piloten für die Taktik-Fehler.
McLaren sammelt viele Punkte
Im Verfolgerfeld zeigte McLaren klar das beste Tempo. Lando Norris und Daniel Ricciardo hielten die Reifen besser im Schuss als die direkte Konkurrenz. Und mit dem guten Top-Speed gelang es den Papaya-Raketen auch auf den langen Geraden relativ leicht langsamere Gegner zu überholen, wenn es nötig war. Lohn waren 18 Punkte für die Plätze fünf und sechs, mit denen McLaren in der Teamwertung wieder an Ferrari vorbeiziehen konnte.
Im internen Duell hatte Daniel Ricciardo zunächst die besseren Karten. Der Australier war mit einem mutigen Manöver in Kurve 1 der Startrunde an Lando Norris vorbeigeschossen. Ein früher Boxenstopp des Team-Neulings entschärfte das Duell auf der Piste. Norris blieb acht Runden länger draußen und nutzte im 34. Umlauf den Vorteil der frischeren Reifen aus, um am Schwesterauto vorbeizugehen.
Hinter den McLaren zeigte auch Pierre Gasly ein starkes Rennen. Der Alpha Tauri-Pilot rollte nur 0,7 Sekunden hinter Ricciardo auf Rang sieben ins Ziel. Im Schlepptau hatte der Franzose die beiden Routiniers Fernando Alonso und Sebastian Vettel auf den Plätzen acht und neun. Der letzte Punkt ging an Lance Stroll im zweiten Aston Martin, der von Startplatz 19 eine tolle Aufholjagd zeigte.
Die großen Verlierer des Tages saßen in den Ferrari. Carlos Sainz und Charles Leclerc hatten mit extremen Reifenverschleiß zu kämpfen und fielen schnell zurück. Auf den Plätzen 11 und 16 gab es am Ende gar keine Punkte für die Scuderia. Am Ende des Feldes kämpften auch die beiden Haas-Piloten auf verlorenem Posten. Im internen Duell setzte sich Mick Schumacher klar durch, obwohl ihn Teamkollege Nikita Mazepin in der Startphase kurz mit einem rüden Manöver neben die Strecke gedrängt hatte.