Der Delta kommt zurück!

Lancia soll eine Premium-Marke des Stellantis-Konzerns werden. Ein Meilenstein dabei ist der elektrische Lancia Delta ab 2028.
Luca Napolitano, der neue CEO von Lancia hatte bereits vor Monaten gegenüber der "Corriere della Sera" bestätigt, dass die Marke den Delta zurückbringen wird. "Jeder will den Delta und er darf in unseren Plänen nicht fehlen. Er wird zurückkehren und ein echter Delta sein: ein aufregendes Auto, ein Manifest von Fortschritt und Technologie. Und natürlich wird er elektrisch sein", sagte Napolitano der italienischen Tageszeitung.
Mercedes ist der Maßstab
Damit verabschiedet sich die Marke von seiner Ein-Modell-Politik. Aktuell bieten die Italiener nur ein Modell und das nur in Italien an: Den Lancia Ypsilon. Der Kleinwagen, ein Bestseller auf dem Heimatmarkt, ist seit 2011 in der dritten Generation am Start und basiert noch auf einer Uralt-Plattform aus dem Jahr 2003.
Unterdessen hat Stellantis-Boss Carlos Tavares einen Zehn-Jahres-Plan vorgestellt und die Strategie nach einem Bericht der Automotive News Europe konkretisiert. So steht Profitabilität deutlich vor Volumen. "Eindeutig sind die Mengen wichtig, aber bei unseren Zielen geht es um die Rentabilität", sagte Napolitano in dem Interview. "Wir müssen noch arbeiten und müssen uns einen Maßstab ansehen ... der für uns Mercedes ist", so der Lancia-Boss. Natürlich wolle man nicht Mercedes angreifen, das sei naiv, aber es sei ein Beispiel dafür, wie wir die Marke sehen.
Lancia wird keine globale Marke
Im Gegensatz zu Alfa Romeo oder DS soll Lancia keine globale Marke werden, sondern stattdessen seine Pläne auf die europäischen Märkte fokussieren. Zum Start werden Deutschland und Frankreich bedient, auch weil in diesen Ländern die Elektrifizierung weit vorangeschritten ist. Später folgen weitere EU-Märkte und je nach Erfolg wäre dann eine Expansion von Rechtslenkermodellen für Japan, Südafrika und Australien denkbar. Um die Kosten in Grenzen zu halten und die Rentabilität zu erhöhen setzt Napolitano auf ein kleines Händlernetz in urbanen Gebieten – die Rede ist von 100 Verkaufsstellen in 60 Städten in Europa, die teilweise auch andere Stellantis-Marken anbieten. Darüber hinaus soll eine vereinfachte Online-Vermarktung eine große Rolle spielen. "Mein Ziel ist es, den Kauf eines Autos mit nur drei Klicks zu ermöglichen", stellt Napolitano in Aussicht. Und wie sieht das Modellportfolio von Lancia in den kommenden Jahren aus?
Lancia Delta ab 2028 mit bis zu 245 E-PS
Schon vor Monaten hat auto-motor-und-sport.de über das Revival des Delta ab 2028 berichtet. Er basiert auf der neuen Stellantis-Plattform STLA Medium, die sich das kompakte Steilheck-Modell mit DS4, Opel Astra oder Peugeot 308 teilt. Ursprünglich hieß es, der Delta sollte ausschließlich als Plug-in-Hybrid mit einem Leistungsspektrum zwischen 180 und 225 PS sowie als Allrad-Version zwischen 300 und 360 PS auf den Markt kommt. Die Top-Leistung wäre dann dem Lancia Delta HF vorbehalten. Das Projekt hat jedoch innerhalb des Konzerns kein grünes Licht erhalten, heißt es aus Branchenkreisen. Auch, weil Stellantis seine Road-Map für Lancia aktualisiert hat. Ab 2024 sind alle Lancia-Modelle elektrifiziert, ab 2026 kommen nur noch rein elektrische Lancias auf den Markt.
Entsprechend ist der neue Lancia Delta als Elektroauto ausgelegt. Die STLA Medium ermöglicht eine Reichweite von bis 700 Kilometern, das Schnelllade-Ziel liegt bei 32 Kilometer Reichweite pro Minute, der Verbrauch bei 12 kWh pro 100 Kilometer. Als Antrieb steht ein Elektro-Modul (EDM; electric drive module) mit einer Leistung zwischen 125 und 180 kW (170 bis 245 PS) zur Verfügung. Das Modul beinhaltet Motor, Getriebe und Inverter und erlaubt Front-, Heck- und Allrad-Antrieb. Ab 2026 sollen bei Stellanis auch die ersten Feststoffbatterien eingeführt werden – fraglich, ob der Delta bereits dann in den Genuss dieses Akkus kommt.
Lancia Aurelia ab 2025
Bereits Anfang 2025 legt Lancia einen rein elektrisch angetriebenen Crossover in der Kompaktklasse auf. Dieser baut dann ebenfalls auf der STLA-Plattform Medium auf. Dazu kramt Lancia in der eigenen Historie und bringt den Namen Aurelia wieder an den Start – das bestätigte auch schon der Marken-Boss Luca Napolitano. Das Modell firmiert intern unter dem Code L74 und soll im süditalienischen Werk Melfi vom Band rollen. Dort werden beginnend mit 2024 sukzessive vier rein elektrische Modelle des Stellantis-Konzerns sowie Batteriepacks montiert.
Lancia Ypsilon als Hybrid und E-Modell
2024 legt Lancia nach Aussage von Napolitano dann auch einen neuen Ypsilon auf – der gleichzeitig das letzte Modell der Marke mit Verbrennungsmotor und das erste mit E-Antrieb ist. Er basiert auf der CMP / eCMP (Common Modular Platform) auf der auch schon Modelle wie Peugeot 208, Opel Mokka und der DS3 Crossback aufbauen.
Und damit ist der Kleine in guter Gesellschaft, denn ab Januar 2023 gibt es auch noch den Alfa Brennero und im Juli 2023 den Nachfolger des Fiat 500X. Entsprechend dürfte der Ypsilon-Nachfolger ebenfalls ein Crossover-Modell werden – mit elektrischen und konventionellen Antriebssträngen. Letztere dürften als Diesel- und Benziner-Aggregate mit mehreren Leistungsstufen zwischen 100 und 150 PS kommen. Gebaut wird der Ypsilon in der neuen Generation dann nicht mehr im polnischen Werk Tychy, sondern im spanischen Zaragossa.
Übrigens: Verantwortlich für das Design ist der neue Design-Chef Jean-Pierre Ploué. Er plant eine neue Lancia-Design-Identität, die von der Historie der 115 Jahre alten Marke beeinflusst ist. Übrigens 2.0: Eine moderne Interpretation eines Lancia Delta zeigen wir Ihnen in der Fotoshow.