Werden deutsche Edel-Marken in China unverkäuflich?

China nimmt die deutschen Premium-Hersteller ins Visier und verhängt eine Luxussteuer auf viele Audis, BMW, Mercedes und Porsche. Werden diese Autos bald unbezahlbar?
China hat zum 20. Juli 2025 die Schwelle für Luxussteuer auf Fahrzeuge deutlich gesenkt – von umgerechnet rund 156.000 Euro auf etwa 108.000 Euro. Diese Maßnahme betrifft erstmals nicht nur Verbrenner, sondern auch Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge. Die Steuer beträgt zehn Prozent des Endverkaufspreises inklusive aller Sonderausstattungen. Im Visier stehen offenbar insbesondere ausländische Hersteller wie Mercedes-Benz, Porsche und BMW.
Zehn Prozent plus Zoll und Verbrauchssteuer
Die zehnprozentige Abgabe gilt nun erstmals Antriebs-unabhängig, also auch für Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge. Entscheidend ist der Endverkaufspreis – einschließlich aller Extras. Das betrifft gerade jene Marken, deren Fahrzeuge häufig individuell konfiguriert werden und damit leicht über die neue Schwelle rutschen.
Mercedes-Benz ist besonders betroffen: Im ersten Halbjahr 2025 setzte das Unternehmen rund 16.000 Fahrzeuge im betroffenen Preissegment ab und erreicht damit einen Marktanteil von 48 Prozent. Durch die zusätzliche Steuer verteuern sich viele Modelle erheblich, was die Nachfrage laut Branchenanalysten weiter dämpfen dürfte. Auch Porsche, mit 18 Prozent Marktanteil in diesem Segment, muss mit Einbußen rechnen. BMW wird in den Daten zwar nicht gesondert aufgeführt, zählt aber zu den besonders betroffenen Marken.
Chinesische Hersteller nicht betroffen
Die Steuer wirkt sich umso stärker aus, da sie nicht isoliert steht. Importierte Fahrzeuge unterliegen ohnehin schon einem Einfuhrzoll von 15 Prozent sowie einer Verbrauchssteuer von bis zu 40 Prozent. Die zehnprozentige Luxusabgabe kommt also on top – was hochpreisige Fahrzeuge aus dem Ausland massiv verteuert. Für viele Modelle aus deutscher Produktion ergibt sich damit ein kumulierter Aufschlag von bis zu 65 Prozent auf den Grundpreis.
Chinesische Automarken bleiben von der Steuer größtenteils unberührt. Modelle wie der Zeekr 009 Grand, Nio ET9 oder der Maextro S800 von JAC/Huawei liegen mit ihrer Preisstruktur unterhalb der neuen Schwelle. Während ausländische Hersteller nun mit Preisanpassungen und deutlichem Margenverzicht rechnen müssen, können chinesische Anbieter ihre Wettbewerbsposition weiter ausbauen – vor allem im hart umkämpften E-Auto-Segment.
Absatzrückgang bereits im Vorfeld sichtbar
Der Absatz im chinesischen Luxusmarkt war bereits vor der Steuer-Reform rückläufig. Im ersten Halbjahr 2025 ging der Verkauf hochpreisiger Fahrzeuge um mehr als 50 Prozent zurück. Bei Mercedes sank der Gesamtabsatz im zweiten Quartal um knapp 20 Prozent auf 293.000 Fahrzeuge. Die nun eingeführte Steuer könnte diese Entwicklung deutlich verschärfen – gerade für Hersteller, deren Modellpalette stark im betroffenen Segment vertreten ist.
Die neue Steuer trifft nicht nur das Geschäft kurzfristig, sondern legt auch strukturelle Herausforderungen offen. Deutsche Hersteller konnten beim rasanten Wandel des chinesischen Markts – insbesondere die Verlagerung zu elektrifizierten, digitalisierten und lokal entwickelten Fahrzeugen – nicht mithalten. Mit der neuen Steuer wird nun auch noch ein massiver Preisnachteil ausländischer Premiumfahrzeuge zementiert.