E-Strategie und Zölle lassen Gewinn und Absatz einbrechen

Angesichts eines dramatischen Gewinnrückgangs und globaler Absatzprobleme treibt die Porsche AG ihre strategische Neuausrichtung voran.
Nach einem Gewinneinbruch von rund 67 Prozent im operativen Ergebnis für das erste Halbjahr 2025 korrigiert der Sportwagenhersteller seine Umsatzrenditeprognose nach unten – zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate. Statt der ursprünglich angestrebten zehn bis zwölf Prozent rechnet Porsche nun mit einer Spanne zwischen fünf und sieben Prozent. Die operative Umsatzrendite lag im ersten Halbjahr tatsächlich bei nur noch 5,5 Prozent (Vorjahr: 15,7 Prozent).
Die Welt verändert sich massiv – und vor allem anders als noch vor einigen Jahren erwartet. Einzelne strategische Entscheidungen von damals erscheinen heute in einem anderen Licht. Deshalb entwickeln wir Porsche grundlegend weiter", sagte Porsche-CEO Oliver Blume.
Ursachen: Absatzprobleme, Zollbelastung und schleppende E-Transformation
Porsche-Chef Oliver Blume sieht die Ursachen in einem Mix aus externen und internen Faktoren: Die Nachfrage in China sei im Premiumsegment eingebrochen, die Importzölle in den USA belasteten das Geschäft zusätzlich. Gleichzeitig verläuft die Transformation zur Elektromobilität laut Porsche langsamer als erwartet. Die Konsequenz: Lieferketten geraten unter Druck, Investitionen in Batterieaktivitäten und neue Verbrennermodelle steigen, während gleichzeitig gespart werden muss. CFO Dr. Jochen Breckner betont: "Ziel unserer strategischen Neuausrichtung ist es, unsere Rentabilität und Widerstandsfähigkeit zu stärken."
Porsche plant neben den bereits kommunizierten 1.900 Stellenstreichungen (bis 2029) in der Region Stuttgart offenbar weitere Einschnitte. In einem internen Schreiben habe Blume die Belegschaft auf ein zweites Sparpaket vorbereitet. Die Gespräche mit dem Betriebsrat dazu sollen im zweiten Halbjahr beginnen. Ein weiterer Stellenabbau ist laut SWR und BILD nicht ausgeschlossen, auch wenn bis 2030 eine Beschäftigungsgarantie gilt und der Abbau freiwillig erfolgen soll.
Sondereffekte belasten das Ergebnis massiv
Porsche wies für das erste Halbjahr Sonderaufwendungen in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro aus. Diese verteilen sich wie folgt:
- rund 500 Millionen Euro für Batterieprojekte (V4Smart),
- rund 200 Millionen Euro für die strategische Neuausrichtung,
- rund 400 Millionen Euro durch US-Zölle. Letztere entstanden, weil Porsche seinen Kunden vorerst Preisstabilität gewährte.
Der Gewinn nach Steuern fiel im ersten Halbjahr auf 718 Millionen Euro (Vorjahr: rund 2,2 Milliarden Euro). Besonders stark war der Einbruch im zweiten Quartal: Im reinen Autogeschäft (ohne Finanzdienstleistungen) sackte der operative Gewinn um rund 91 Prozent ab – auf lediglich 154 Millionen Euro.
Umsatz, Absatz und Elektrifizierungsquote unter Druck
Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent auf 18,16 Milliarden Euro. Die Auslieferungen gingen um 6,1 Prozent zurück auf 146.391 Fahrzeuge. Der Netto-Cashflow im Automobilbereich lag bei 394 Millionen Euro (Vorjahr: 1,12 Milliarden Euro), die Netto-Cashflow-Marge sank auf 2,4 Prozent (Vorjahr: 6,3 Prozent).
Im Bereich Antrieb vermeldete Porsche einen Elektrifizierungsanteil von weltweit 36,1 Prozent. Dieser Anteil teilt sich auf in 23,5 Prozent vollelektrische Modelle und 12,6 Prozent Plug-in-Hybride. In Europa lag die Elektrifizierungsquote bei rund 57 Prozent – und übertraf damit nach Unternehmensangaben das Ziel, das beim Börsengang formuliert worden war. Erfolgreichstes Modell im ersten Halbjahr war erneut der Macan mit 45.137 ausgelieferten Fahrzeugen. In Nordamerika sowie in Übersee- und Wachstumsmärkten erzielte Porsche neue Auslieferungsrekorde.
Zukunftsausblick bleibt vorsichtig optimistisch
Für das Gesamtjahr erwartet Porsche weiterhin einen Konzernumsatz zwischen 37 und 38 Milliarden Euro. Diese Spanne entspricht dem korrigierten Ausblick, weicht jedoch von der noch im Februar genannten Zielgröße von bis zu 40 Milliarden Euro ab.
Die aktualisierte Prognose berücksichtigt Zolleffekte und geplante Preisanpassungen. Je nach Szenario rechnet das Unternehmen nun mit einer Netto-Cashflow-Marge von drei bis fünf Prozent – bisher war ein höherer Wert angepeilt worden. Die Gesamtkosten der Neuausrichtung beziffert Porsche auf rund 1,3 Milliarden Euro. "Diese Maßnahmen sollen sich in den kommenden Jahren positiv auf die Erträge und den Cashflow auswirken", sagte Finanzvorstand Breckner.
Qualität und Motorsport als positive Signale
Trotz der wirtschaftlichen Belastungen konnte Porsche positive Impulse aus dem Motorsport und der Kundenzufriedenheit melden. In der J.D. Power APEAL-Studie belegte das Unternehmen den ersten Platz in der Markenwahrnehmung in den USA. Im Rennsport gab es Doppelerfolge bei der Formel E (Team- und Herstellerwertung) und einen Klassensieg in Le Mans mit dem Porsche 911 GT3 R.