Megaselten, megahässlich, megacool

Ein Beispiel dafür ist die Allradlenkung: Die Hinterachse kann um bis zu 12 Grad einschlagen, was dem über fünf Meter langen Koloss zu einem bemerkenswert kleinen Wendekreis von rund elf Metern verhilft. Optisch auffällig ist die quadratmetergroße Frontscheibe.
In den USA wird eine exklusive Sonderversion des ohnehin extrem seltenen Toyota Mega Cruiser versteigert. Der kernige Offroader ist eine Safari-Variante.
Liebhaber von besonders schönen, formvollendeten klassischen Automobilen werden beim Anblick dieses Kastens vermutlich schreiend davonlaufen. Aber das macht nichts. Der Toyota Mega Cruiser bezieht seine Faszination für Eingeweihte aus der Funktion, nicht der Form. In den 1990er-Jahren, als der Hype um den Militär-Humvee und dessen zivilen Ableger Hummer des US-Herstellers AM General auf Höchstdrehzahl war, nahmen Autohersteller weltweit die Herausforderung auf und bauten eigene Interpretationen des martialischen, extrabreiten Kanteisens. Auch Toyota wollte mitspielen und entwarf mit dem Mega Cruiser die japanische Variante des Themas, mit zuverlässiger Toyota-Technik und feinsten Gelände-Extras bis hin zur Reifendruck-Regelanlage.
Einzelumbau zum Safari-Auto
Vorrangig für das japanische Militär und Behörden entstanden rund 3.000 Exemplare des Mega Cruiser BXD10, dessen Verkaufserfolg entsprechend überhaupt nicht mega war. Ab 1996 baute Toyota zusätzlich eine Zivilversion mit geschlossenem Aufbau, die nach Kundenwunsch individualisiert werden konnte. Nach aktueller Quellenlage wurde nur 133 Exemplare des zivilen Mega Cruiser gefertigt, alleine das garantiert bereits einen waschechten Exotenstatus. Noch exotischer freilich ist es um den Safari-Cruiser bestellt, den das US-Unternehmen Bring-a-Trailer versteigerte. Das macht bereits ein Blick auf die außergewöhnlich bizarre Optik mit der quadratmetergroßen Frontscheibe und dem extrahohen Aufbau deutlich.
Bei dem Auktions-Auto handelt es sich um ein Exemplar, das ursprünglich für Touristen-Safaris in Kenia angefertigt wurde. Dadurch erklärt sich auch das extrahohe Kunststoffdach, das auf die Stahlkarosserie aufgesetzt wurde. Hinter den beiden vorderen Einzelsitzen finden sich im Heck des Mega Cruiser zwei Sitzreihen mit je vier Einzelsitzen. Und damit die Passagiere auf Safari gut aus dem Auto herausgucken können, wurden die Sitzreihen wie im Kino nach hinten abgestuft erhöht – deshalb das Höhenlifting der Karosserie.
Feine Geländetechnik im Mega Cruiser
Technisch hebt sich der Toyota Mega Cruiser deutlich von üblichen Offroadern der Jahrtausendwende ab. Ein Beispiel dafür ist die Allradlenkung: Die Hinterachse kann um bis zu 12 Grad einschlagen, was dem über fünf Meter langen Koloss zu einem bemerkenswert kleinen Wendekreis von rund elf Metern verhilft. Unter der Haube arbeitet ein 4,1-Liter-Dieselmotor mit Direkteinspritzung, verteilt auf vier Zylinder. Die Leistung liegt bei 155 PS, das maximale Drehmoment beträgt 382 Newtonmeter. Gekoppelt an den Lkw-Motor ist eine Viergang-Automatik. Obwohl dieser Motor sparsamer unterwegs ist als der V8 im amerikanischen HMMWV, verpasste Toyota dem Mega Cruiser dennoch einen 108-Liter-Tank. Das Leergewicht beträgt laut Presseunterlagen von 1996 stolze 2.850 Kilogramm – bei einer Breite von 2,17 Metern.
Wie das US-Vorbild verfügt der Mega Cruiser über Portalachsen. Dabei wird der eigentliche Radantrieb über ein flaches Vorgelege-Getriebe von der Antriebsachse nach unten geleitet. Die beiden Vorteile der Bauweise sind eine Erhöhung des Drehmoments am Rad sowie eine außerordentlich hohe Bodenfreiheit, weil das Achsdifferenzial weit oberhalb der Radmitte liegt. Beide Achsen verfügen – wie das Verteilergetriebe – über Differenzialsperren.
Das Versteigerungs-Auto wurde 2024 in die USA importiert und vom aktuellen Besitzer umlackiert. Der ehemals grüne Mega Cruiser erhielt einen blauen Aufbau mit schwarz lackierten Anbauteilen. Im Gegensatz zur sauberen äußeren Optik kann der Unterboden und der Innenraum einiges von einem bewegten Leben in fast 30 Jahren erzählen. Untenrum zeigen sich etliche großflächige Anrostungen, beeindruckende Dellen im Unterboden zeugen außerdem von der artgerechten Haltung des Geländewagens. Das Interieur mit klassischem 1990er-Jahre-Japan-Velours könnte ebenfalls eine umfangreiche Aufarbeitung mit Teppich- und Polsterreinigung vertragen. Auf dem Aufbau des riesigen Getriebetunnels und dem Armaturenbrett finden sich zweifelhafte Flecken. Dafür ist das spartanische Cockpit inklusive Lenkrad noch in gutem Zustand, viel dran ist ja ohnehin nicht.
Toyota Mega Cruiser in der Auktion
Angesichts des Exotenstatus lief die Auktion bemerkenswert zurückhaltend, kurz vor Auktionsende stand das Gebot bei 32.000 US-Dollar, umgerechnet rund 28.000 Euro. Das lag weit unter den Preisen, die auf Exportmärkten sonst für den superseltenen Gelände-Toyota aufgerufen werden. Dabei ist der Safari-Mega Cruiser mit 104.000 Kilometer Laufleistung für Toyota-Geländewagen-Verhältnisse gerade erst eingefahren. Bis zum Auktionsende gab es dann allerdings eine kleine Bieter-Rallye, der Zuschlag erfolgte bei 84.000 Dollar, das sind nach aktuellem Kurs rund 72.400 Euro.