Alfa Romeo GTV 2.0 V6 TB

Einem Turbomotor verdankt der Alfa Romeo GTV 2.0 V6 TB seine Spitzenstellung innerhalb der neuen Sportwagen-Baureihe.
Was für eine Entscheidung: Da hat Alfa Romeo nicht weniger als vier Sechszylinder- Motoren im Programm, drei Dreiliter mit Zwei- und Vierventiltechnik (180 bis 232 PS) sowie einen Zweiventil-Zweiliter mit Turbolader (202 PS). Und ausgerechnet der kleinste von ihnen mit zwei Ventilen pro Brennraum bildet die Topmotorisierung im neuen GTV. Paßt dieser Motor, der nicht mehr Hubraum bietet als das vierzylindrige Einsteiger-Triebwerk (150 PS), zu diesem aggressiv gestylten Sportwagen?
Er harmoniert sogar ausgezeichnet mit dem Charakter des GTV. Denn der kleine Turbo- V6, ursprünglich für den italienischen Markt entwickelt, als Autos mit mehr als zwei Liter Hubvolumen noch einer deftigen Luxussteuer unterlagen, entpuppt sich als außergewöhnlich reizvolle Antriebsquelle mit betont sportlicher Leistungsentfaltung. Der kleine Garrett-Turbolader mit Overboost- Steuerung und Ladeluftkühler pustet die Verbrennungsluft mit knapp einem bar Überdruck in die Brennräume und sorgt dafür, daß der Zweiliter bereits bei 2400 Umdrehungen sein maximales Drehmoment von 271 Newtonmeter erreicht.
In der Praxis setzt nach kurzer, turbotypischer Verzögerung schon knapp oberhalb von 2000/min kräftiger Schub ein, der den GTV in imponierender Weise davonbrausen läßt. Wenn es sein muß, dreht der Motor locker über 6000 Touren hinaus, was sich in souveränen Fahrleistungen widerspiegelt. Den spezifischen Reiz aber bezieht er von seinem begeisternden Antrittsvermögen im unteren Bereich, weshalb man gerne früh hochschaltet – mit Vorfreude auf den nächsten Schub. Sein etwas heiserer Sound liefert die angemessene Begleitmusik, das exzellent abgestufte Fünfganggetriebe mit exakter, leichtgängiger Schaltung steigert das Fahrvergnügen. Allein das störende Ruckeln beim Bummeln mit niedrigen Drehzahlen und der mit 12,4 Liter/ 100 Kilometer zu hohe Testverbrauch geben Anlaß zur Kritik. Bei feuchter Fahrbahn zeigen häufiger durchdrehende Vorderräder, daß die Grenzen des Frontantriebs erreicht werden. Die Antriebseinflüsse in der Lenkung aber bleiben gering, und auch der Geradeauslauf wird kaum beeinträchtigt.
Seine ausgezeichnete Handlichkeit und die hervorragende Straßenlage unterstreichen eindrucksvoll, daß man es beim GTV trotz Frontantriebs mit einem waschechten Sportwagen zu tun hat. Seine straffe Federung, die speziell auf Autobahn- Querfugen Schwächen zeigt, und das knappe, eher auf zwei Personen zugeschnittene Raumangebot bestätigen dies ebenfalls. Da paßt der Turbomotor mit seinem Macho-Charakter gut ins Bild – eine glückliche Entscheidung.