Bentley Arnage

Als letzter Sprößling aus der Zeit vor der Übernahme durch VW ist der Bentley Arnage schon ein Jahr nach seinem Debüt ein Klassiker. Daran kann auch das Stück BMW unter der Haube nichts ändern.
Können Sie den Wagen empfehlen? Der Klassiker unter den Fachfragen klingt bei einem Auto wie diesem fast perfide. Kann man eine Uhr von Patek Philippe empfehlen oder eine Tasche von Hermès? Kann man ein Gefährt empfehlen, das 439 000 Mark kostet, aber nicht besser fährt als eines für 150 000 Mark?
Man kann, weil es immer auf den Standpunkt ankommt. Das gilt für den Bentley Arnage nicht weniger als für die Bentley-Modelle davor. Mit den landläufigen Mitteln des Autotests war ihnen noch nie beizukommen. Und doch waren viele Besitzer vom Gegenwert überzeugt. Die Autos mochten doppelt soviel kosten wie die Paradepferde von BMW oder Mercedes. Aber dafür boten sie das Dreifache an Prestige und Exclusivität. So gesehen ist auch ein Arnage jederzeit sein Geld wert.
Hinzu kommt bei ihm jener besondere Umstand, der ihm schon heute einen herausragenden Platz in den Herzen der Bentley-Connaisseurs sichert: Er ist der letzte in eigener Regie entwickelte Bentley. Von nun an werden neue Modelle bekanntlich unter fremder Fuchtel kreiert. Daß es ausgerechnet Volkswagen sein muß, macht es Freunden dieser hochklassigen Marke nicht leichter. Schließlich stiftete schon die Tatsache Irritation, daß beim Arnage, wie auch beim Schwestermodell Rolls-Royce Silver Seraph, bedeutende Teile der Technik bei BMW eingekauft werden. Abgesehen von diversen Schaltern im Cockpit stammen auch zahlreiche Innereien, darunter der Motor, aus fremder Hand, was von stilbewußten Bentley-Kunden prompt beanstandet wird – Motto:Was für BMW gut genug ist, hat bei Bentley nichts verloren. In der Tat wirken die umstrittenen Bedienungselemen- te für Heizung und Klimaanlage und die Funktionstasten im Lenkrad fehl am Platz, auch wenn sie im BMW bislang keinerlei Anlaß zu Kritik gaben. Ansonsten mangelt es aber keineswegs an der markentypischen Opulenz.