BMW Z8 im Test

Was der 507 in den fünfziger Jahren war, soll der BMW Z8 im neuen Jahrtausend sein: ein Sportwagen der Sonderklasse und ein Aushängeschild für die Marke.
So tief ist noch kein Hersteller in die fünfziger und sechziger Jahre eingetaucht, um das Beste der großen Roadster-Zeit zu einem zeitlosen Solitär mit moderner Technik zu verschmelzen. Die formale Umsetzung des Z8 kann insgesamt als gelungen gelten, denn mit klassischen Proportionen und muskulösen Rundungen wirkt der Super-BMW auf der Straße viel imposanter als auf Fotos. Ob der späten Hommage an sein Meisterstück spart selbst Albrecht Graf Goertz, Designer des Vorläufers von 1955, nicht mit Anerkennung: „Wenn ich den 507 heute entwerfen sollte, würde er so aussehen wie der Z8.“
Dass der Z8 neben dem Auge auch den anderen Sinnen schmeichelt, merkt man spätestens beim Losfahren. Zum Anlassen wird ein altertümliches Ritual bemüht, das für freudige Erwartung sorgt: Wenn man den Motor nach Einschalten der Zündung mit dem separaten Starterknopf zum Leben erweckt, verkündet das wohlig-dumpfe Auspuffgrollen die unmissverständliche Autorität eines großvolumigen V8. Hinter der Vorderachse wartet das stärkste Serientriebwerk des Hauses auf seinen Einsatz, das mit strammen 400 PS, fünf Liter Hubraum und 500 Nm Drehmoment bei 3800/min bereits die Limousine M5 zu exzellenten Fahrleistungen beflügelt. Den fast 200 Kilogramm leichteren Alu-Roadster, der trotz Space-Frame-Bauweise stattliche 1651 Kilogramm auf die Waage bringt, schiebt der Achtzylinder naturgemäß noch unerbittlicher an.
Der Z8 stürmt in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und passiert nur 13,2 Sekunden später die 200-km/h-Marke. Im Handumdrehen und ohne spürbare Anstrengung eilt er darüber hinaus, wobei die Elektronik dem ungestümen Vorwärtsdrang statt bei theoretisch möglichen 280 schon bei 250 km/h sanft Einhalt gebietet. Unterstützung findet der Fahrer in einem eng gestuften und leichtgängig bedienbaren Sechsganggetriebe, das mit seiner perfekten Übersetzung fast nahtlosen Kraftschluss ermöglicht. Doch streng genommen wäre die Hälfte der Gänge entbehrlich: Das Schönste am Z8 ist nämlich ohne Zweifel sein büffelhafter Durchzug, der bereits bei 1500/min einsetzt.
Mit diesem jederzeit verfügbaren Dampf verkörpert der Z8 im Prinzip den Boliden vom Schlage eines Viper oder einer Corvette. Dazu gehört auch eine gewisse Schwerfälligkeit bei schneller Kurvenfahrt, wo große Lenkausschläge das ansonsten ausgezeichnete Handling etwas mindern. Stoischer Geradeauslauf und mit standfestem Nachdruck zupackende Bremsen ergänzen aber das Bild einer insgesamt ausgezeichneten Fahrsicherheit, die Federung ist straff, aber harmonisch abgestimmt.
Der Z8 ist also keinesfalls ein knallharter Sportler, sondern ein großer Tourer in der Tradition des 507.