Citroën Xantia Activa V6 im Test

Mit revolutionären Karosserieformen kann Citroën nicht mehr dienen. Aber mit Power – auch im braven Xantia, der mit V6 auf 194 PS erstarkte.
Der Motor sei einwenig durchzugsschwach, befand auto motor und sport in Heft 19/95 anläßlich der Begegnung mit dem Citroën Xantia Activa mit Zweiliter-Vierzylinder-Vierventiltriebwerk. Die verbliebenen Freunde der einst so eigenwilligen Automobile können nun, sofern ihnen an besonders dynamischer Fahrweise gelegen ist, aufatmen. Denn der neu entwickelte Sechszylinder mit 60 Grad-Winkel und vier Ventilen pro Zylinder hat mit 194 Pferdestärken oder 140 Kilowatt genau jene Leistung, ohne die ein Hightech-Dreiliter kaum noch ein renommiertes Haus verläßt.
Gleichzeitig stellt die jüngste Motorbestückung praktisch eine Verdoppelung des Volumens in diesem Auto dar, wenn man sich an der braven 1,6 Liter- Basis orientiert. Von Bravheit ist nun nichts mehr zu spüren. Und damit auch die anderen Bescheid wissen, daß hier laut Citroën „ eine neue Dimension des Fahrvergnügens“ entstanden ist, hat man als optisches Relikt aus den Achtzigern einen dicken Spoiler aufs Wagenheck gepflanzt. Hoppla, jetzt komm ich. Und wie man kommt. Obwohl der so brutal erstarkte Xantia mit 1500 Kilogramm kein Leichtgewicht ist, schiebt ihn der vehement antretende V6 in sieben Sekunden auf 100 km/h und in nur knapp 19 Sekunden auf 160 km/h. Auch die Elastizitätswerte zeugen von vehementem Vorwärtsdrang.
Die aktive Fahrwerkstabilisierung, die elektronisch gesteuert eine Querstabilisierung in Kurven betreibt und so Seitenneigung bis auf einen minimalen Rest unterbindet, hat mit soviel Lastpotential prinzipiell gut zu tun. Doch ungeachtet des hohen Querbeschleunigungspotentials – das wahre Vergnügen entsteht bei langen Distanzen auf der Autobahn. Der sehr gute Geradeauslauf bewirkt zusammen mit den hohen Kraftreserven und einem guten Schnellfahrkomfort jene Entspanntheit, die den Wohlhabenden dazu ermuntern kann, gut 20 000 Mark mehr auszugeben als für die Basis. Doch auch die hohe Leistung fordert ihren Tribut.
Im Gesamtkomfort ist der stärkste Xantia durch eine deutlich straffere Abstimmung des Hydractiv-Fahrwerks seinen schwächeren Brüdern klar unterlegen – ein Mangel, der bedeutungsvoller ist als das Plus der fehlenden Seitenneigung. Die Akzente haben sich verschoben. Der Activa V6 ist fixer, als man zunächst annimmt, aber zugleich auch härter, als man glaubt.