Doppeltest Ford Fiesta 1.6 gegen Renault Clio 1.6 16 V

Sie sind die wilden Brüder beliebter Stadtflitzer: Renault Clio 1.6 16V und Ford Fiesta Sport. In der Liga unterhalb von 30.000 Mark sind sie auch für junge Autofans bezahlbar. Wer von beiden bietet den höheren Spaßfaktor?
Traum und Wirklichkeit liegen wohl nie so weit auseinander wie beim Kauf eines Sportwagens. Ein verklärter Blick in den „auto katalog“ – kein Zweifel: Es soll ein Roter aus Maranello sein, ein Gelber aus Sant’ Agata Bolognese oder ein Silberner aus Zuffenhausen. Spätestens ein Gespräch mit dem Kreditberater wirkt fortschreitendem Realitätsverlust entgegen – schneller, als alle Traumautos bei voller Beschleunigung ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen. Des Bankiers letztes Angebot weist an entscheidender Stelle eine Null zu wenig auf. Sein Schlichtungsversuch: rasante Kleinwagen für 30.000 Mark wie etwa Ford Fiesta Sport oder Renault Clio 1.6 16 V. Eine Notlösung für Durchschnittsverdiener? Die Antwort wird eine Probefahrt liefern. Der deutsche Vertreter bietet 103 quicklebendige PS ab 28.490 Mark, wer 1210 Mark drauflegt, erhält den französischen Wettbewerber mit vier PS mehr. Ein ungleiches Rennen? Schließlich baut Ford den Fiesta bereits seit 1989 in optisch nicht gravierend veränderter Form. Der Clio dagegen ist ein junger Wilder, technisch und stilistisch vor zwei Jahren stark modifiziert. Für ihn wirbt Schauspieler Til Schweiger – der deutsche Rebell der Leinwand. Frisches Blut auf der einen Seite, ein in die Jahre gekommener Routinier auf der anderen. Typisch für alternde Stars – der Fiesta hat Hüftspeck angesetzt. Er spielt in der gleichen Gewichtsliga wie der geräumige Ford Taunus der siebziger Jahre. Der kleine Clio, optisch jugendlich schlank, wiegt ähnlich viel wie das einstige Mittelklasse-Modell R‑16‑TS. Das bot allerdings einer fünfköpfigen Familie reichlich Platz. Leichte (810 Kilogramm) und starke (110 PS) Kompakte im Stil des ersten VW Golf GTI sind eben längst automobile Geschichte. Gewichtige Komfort- und Sicherheitsstandards hieven Kleinwagen heute in die Klasse um eine Tonne: nicht eben die beste Voraussetzung für den Spitzenspurt. So bleibt der Clio beim Sprint von null auf 100 km/h mit Mühe unter zehn Sekunden – in der gleichen Zeit stürmen die eingangs favorisierten Supersportwagen bereits der 200-km/h-Marke entgegen.