Doppeltest Ford Focus 1.6 16 V gegen VW Golf 1.6

Aus dem ersten Vergleichstest gegen den Ford Focus ging der VW Golf überraschend als zweiter Sieger hervor. Nun hat VW nachgelegt. Reichen ein neuer 1,6-Liter-Motor und ESP für einen Punktsieg des Golf?
Der Ford Focus ist schon ein erstaunliches Auto. Geräumig undordentlich ausgestat-tet, dazu mit modernen Motoren und einem hervorragendenFahrwerk gesegnet, schaffte er es auf Anhieb, seine etablierten Konkurrenten ineinigen Vergleichstests auf die Plätze zu verweisen.
Aber im hart umkämpften Markt der Kompaktklasse haben ihmdiese Punktsiege bisher nichts eingebracht. VW konnte 1999 vom Bestseller Golfhier zu Lande mehr als drei Mal so viel absetzen, und das bei deutlich höherenPreisen. In weite Ferne also rückt das ursprüngliche Ford-Ziel, mitdem völlig neu im Stil des New-Edge-Design gestalteten und umgetauftenEscort-Nachfolger zum Marktführer aufzuschließen. Zu allem Überfluss schläftdie Konkurrenz nicht, sondern tut etwas. So hat VW den Golf in der viel gefragten 1,6-Liter-Klassemit einem völlig neuen Motor aufgewertet. Der zierliche Vierventiler auf derBasis des 111-Triebwerks löst den altenZweiventiler (Basis 827) ab. Von 100 auf 105 PS stieg die Leistung, und auch imDrehmoment stemmt die langhubige, auf Super Plus (98 ROZ) aus-gelegte Kolbenmaschine drei Newtonmeter mehr auf die Kurbelwelle. Das sind freilich keine großen Sprünge. Demzufolge bleibtauch der Gewinn an Fahrleistungen für den Golf marginal. Bei der Elastizität istpraktisch keiner feststellbar. Hier rächt es sich, dass VW bei dem neuenTriebwerk auf das Schaltsaugrohr verzichtet hat und es somit denDrehmomentgipfel erst bei 4500 Umdrehungen erklimmt. Der Ford-Zetec-Motor, ebenfalls ein Vierventiler, wirkttrotz etwas niedrigerer Nominal-Werte keinesfalls unterlegen, zumal erspontaner auf Gaspedalbewegungen reagiert. Leider wird die guteLeistungs-charakteristik durch die im fünften Gang viel zu langeGetriebeübersetzung konterkariert, die den objektivierbaren Fahrleistungen(Elastizität und Höchstgeschwindigkeit) ebenso zusetzt wie dem subjektivspürbaren Fahrvergnügen. Dafür schaltet sich der Focus leicht und knackig,während das weniger oft bemühte Golf-Getriebe hakelig wirkt. Akustisch hat nun der neue Golf-Vierzylinder dasFocus-Niveau erreicht. Doch sind Unterschiede im Detail hörbar: DerFocus-Antrieb läuft insgesamt etwas rauer und präsenter, das Golf-Aggregatsummt partiell leise, fällt aber mit einem deutlichen Vierzylinder-Brummenzwischen 3500 und 4500 Umdrehungen auf.