Ferrari 456 GTA Test

Das große Luxuscoupé von Ferrari gibt es jetzt auch mit automatischem Getriebe. Bleibt beim Ferrari 456 GTA der sportliche Charakter erhalten?
Der Wählhebel ragt wie ein Symbol der Männlichkeit aus der Mittelkonsole. Gekrönt von einem polierten Aluminiumknauf sieht er aus, als diene er dem manuellen Sortieren zahlreicher Vorwärtsgänge. Aber der neue Ferrari 456 GTA wählt die Gänge mit Hilfe einer neuen Viergangautomatik selber. Bei der Entwicklung stand der amerikanische Getriebespezialist FFD Ricardo Pate. Der hat einen der wenigen Radsätze im Programm, der ein Drehmoment von 550 Newtonmetern verkraften kann. Automatik und Ferrari – diese ungewöhnliche Kombination gibt es bereits seit 1976 (400i). Weil die meisten dieser Luxuscoupés in arabische Länder und in die USA gingen, erreichte der Automatikanteil knapp 50 %. In dieser Größenordnung, so kalkuliert Ferrari, wird er sich auch beim 456 einpendeln.
Die Automatik des GTA sitzt wie das Sechsganggetriebe des GT an der Hinterachse, wobei der Drehmomentwandler vor dem Achsantrieb und das Getriebe selbst dahinter plaziert wurde. Die Gewichtsverteilung fällt ähnlich ausgewogen aus wie beim handgeschalteten Modell: Beim GTA ruhen 51 % auf der Hinterachse, beim GT sind es 49. Ferrari setzt einen Wandler mit hoher Festbremsdrehzahl und entsprechend starkem Schlupf beim Anfahren ein. Das sorgt für viel Drehzahl beim Losfahren und entsprechend fulminante Beschleunigung.
Der GTA soll, durchaus glaubhaft nach den ersten Probefahrten, in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen (Werksangabe für denGT: 5,2 Sekunden). Bei höherem Tempo überbrückt eine Kupplung den Drehmomentwandler und sorgt für starre Kraftübertragung. Deshalb ist in der Höchstgeschwindigkeit der GTA dem GT nur um einen vernachlässigbaren Betrag unterlegen: 298 statt 300 km/h stehen im Prospekt. Daß Ferrari sich nicht dem Trend zur Fünfgangautomatik anschließt, hat gute Gründe. Bei einem derart starken Motor reichen vier Fahrstufen vollkommen aus. Es stört den Eindruck eines jederzeit gewaltigen Schubs noch nicht einmal, daß die vierte Fahrstufe als langer Schongang ausgelegt ist.
Die elektronische Getriebesteuerung paßt sich, wie heute üblich, den Fahrgewohnheiten an, wobei der GTA-Pilot noch ein übriges tun kann, indem er den vierten Gang auf kurvenreichen Strecken sperrt. In jedem Fall reagiert das Getriebe spontan und zeigt sich erfolgreich in seinem Bemühen, immer die passende Übersetzung bereitzuhalten. Die Sportlichkeit des Ferrari wird also durch die Automatik kaum beeinträchtigt. Allerdings ist der Aufpreis so exklusiv wie das Auto selbst: 6.200 Euro.