Fiat Brava 1.4, Opel Astra 1.6, Renault Mégane 1.6, Toyota Corolla 1.4, VW Golf 1.4

Mit dem Erscheinen des neuen Opel Astra lebt das ewige Duell mit dem VW Golf wieder auf, der bislang in der kompakten Mittelklasse die Maßstäbe setzte. Aber auch Fiat Brava, Renault Mégane und Toyota Corolla, hier allesamt mit volkstümlichen 75 bis 86 PS angetreten, können gewichtige Argumente in die Waagschale werfen.
Die traditionelle Mittelklasse – rund 4,50 Meter lange und etwa 35 000 bis 45 000 Mark teure Limousinen – steht schon seit geraumer Zeit nicht mehr im Mittelpunkt des Käuferinteresses. Daß sich die Kunden zunehmend nach unten orientieren, hat aber nicht nur mit den sinkenden Realeinkommen breiter Bevölkerungsschichten zu tun. Vielmehr erreichen technische Innovationen, die zuerst in Luxuswagen eingesetzt werden, immer schneller die erschwinglichen Autos. Auf guten Komfort, gediegene Ausstattung und hohe Sicherheitsreserven muß man jedenfalls schon in der Kompaktklasse nicht verzichten, und das Raumangebot eines VW Golf reicht auch für eine vierköpfige Familie. Seit mehr als 20 Jahren setzt der VW die Maßstäbe in seiner Klasse und führt die Zulassungsstatistik in Deutschland an. Keiner der zahlreichen und nicht gerade unattraktiven Konkurrenten hat es bislang geschafft, ihn von seinem Spitzenplatz zu verdrängen – auch nicht der Opel Astra, der ihm stets am nächsten kam.
Mit der zweiten Astra-Auflage tritt jetzt – ein halbes Jahr nach dem Golf IV – ein Rivale an, dem es weder an Ambitionen noch an Talenten fehlt. Tatsächlich verknüpft sich mit ihm die Hoffnung, daß er Opel aus der leidigen Qualitätsdiskussion herausführt und als Premiummarke etabliert. In allen wichtigen Disziplinen soll er deshalb dem VW Paroli bieten oder ihn sogar übertreffen. Nicht weniger haben die drei ausländischen Modelle im Sinn, deren Debüt schon etwas länger zurückliegt. Die jüngste Generation des Toyota Corolla kam im Herbst 1997 auf den Markt, Fiat Brava und Renault Mégane zwei Jahre zuvor. Obwohl sie mit Frontantrieb, Quermotor, großer Heckklappe und variablem Kofferraum ebenfalls dem internationalen Standard dieser Klasse folgen, verhehlen sie nicht ihre Herkunft: Der Fiat zeigt eine typisch italienische Designverliebtheit, der Renault französischen Chic und Komfort, der Toyota japanische Liebe zum Detail. Der Corolla hat auch die längste Karosserie, zumindest wenn man den viertürigen Liftback statt des zweitürigen Compact zum Vergleich heranzieht.
Aber Übersichtlichkeit und Raumökonomie sind seine Stärken nicht – von dem großen Hecküberhang profitiert nur sein Kofferraum, der mit 390 Litern immerhin 60 Liter mehr als der des VW faßt. Die Passagiere müssen sich hingegen wegen des kürzesten Radstands und des niedrigen Dachs besonders auf den Rücksitzen mit dem unbequemsten Einstieg und Platzangebot begnügen. Am weitesten sind Fiat und Renault geschnitten. Es gibt dort neben der Beinfreiheit, die im Golf-Fond etwas zu kurz kommt, auch genügend Breite, um notfalls sogar drei Personen nebeneinander unterzubringen. Genau daran fehlt es im Astra, der insgesamt ein weniger grosszügiges Raumgefühl bietet. Allerdings schützt er wie Mégane und Corolla alle fünf Insassen serienmäßig mit einem Dreipunkt-Automatikgurt. Beim Gepäckvolumen bietet der Astra gutes Mittelmaß (370 Liter). Mehr kann man angesichts der kompakten Abmessungen und des charakteristischen Schräghecks kaum erwarten. Erst die Möglichkeit, den Laderaum bei Bedarf bis auf mehr als das Dreifache zu vergrößern, macht die Autos dieser Klasse zu universell einsetzbaren Transportmitteln. Die Variabilität geteilt umklappbarer Rücksitzlehnen bringen deshalb alle Konkurrenten von Haus aus mit.