Fiat Brava 115 16 V, Ford Focus 1.8i 16 V, Renault Mégane 1.6 16 V, VW Golf 2.0

In der Kompaktklasse gibt es europaweit neue Modellvarianten für das neue Jahrtausend: Der Renault Mégane wurde umfassend überarbeitet, und der VW Golf erhielt einen neuen Zweiliter-Motor. Ein Vergleich der 115 PS-Versionen gegen Fiat Brava und Ford Focus.
Einen Machtwechsel gab es im Herbst 1998 nicht nur in der deutschen Politik. Neue Mehrheitsverhältnisse wurden auch in der Autowelt geschaffen.
So beendete der Ford Focus eine Ära, die ähnlich lang währte wie die von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl: Der Ford besiegte erstmals den bis dahin in der Kompaktklasse regierenden VW Golf im auto motor und sport-Vergleichstest (siehe Heft 23/98) der 100 PSVersionen.
Der Vorsprung war allerdings dünner als jener der rotgrünen Koalition, und so zeichnete sich die Möglichkeit eines erneuten Wechsels hier noch schneller ab als in Bonn. Mit der Markteinführung des neuen Zweiliter-Motors im Golf kommt es diesmal zur Begegnung in der 115 PS-Klasse, wo auch der geliftete Renault Mégane (107 PS) und der Fiat Brava (113 PS) zur Wahl stehen.
Da die importierten Konkurrenten im Verkauf nur die Bedeutung von Hinterbänklern haben, versuchen sie, mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis Stimmen zu gewinnen: Wer Mégane und Brava in den gehobenen Ausstattungsvarianten ordert, kann sich den Blick in die Aufpreisliste sparen. Klimaanlage und Radio sind serienmäßig. VW und Ford verwöhnen ihre Kundschaft in den getesteten Versionen Comfortline (Golf) und Ambiente (Focus) längst nicht in diesem Maße. Annehmlichkeiten wie Servolenkung, Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber sind aber auch hier im Preis inbegriffen.
Knapper fällt bei den deutschen Abgeordneten auch das Raumangebot aus. Beim Focus geht es vorne eng zu, wogegen sich die Rücksitzpassagiere über viel Kopffreiheit freuen können. Beim Golf müssen speziell im Fond Abstriche gemacht werden, weil die Passagiere sehr eng beieinander sitzen. Klein ist auch der Kofferraum mit 330 Liter Volumen. Der Fiat Brava zeigt in dieser Klasse wahre Größe: Sein Gepäckabteil faßt 380 Liter, und das Raumangebot ist auf allen Plätzen gut. Ihm folgt auf den Fersen der Mégane, der nur vorne etwas enger geschnitten ist, aber hinten mehr Platz bietet als der Golf.
Die Punkteinbußen, die der VW hier hinnehmen muß, kann er durch hohe Funktionalität und gute Verarbeitungsqualität allein nicht aufholen. Im Karosseriekapitel rangiert er wie der Focus hinter der italienischfranzösischen Allianz, die sich von dem deutschen Duo dafür im Fahrkomfort geschlagen geben muß. Der Renault beherrscht zwar große Bodenwellen, aber auf kleine Fahrbahnunebenheiten reagiert er mit kräftiger Stuckerneigung. Schlimmer noch der Brava: Beim Überrollen von Straßenschäden oder Kanaldeckeln beginnt der ganze Vorderwagen zu zittern. Der Focus ist sportlichstraff, der Golf etwas weicher abgestimmt – Unterschiede im Detail, die nichts an der Tatsache ändern, daß beide zu den komfortabelsten Autos dieser Klasse zählen. Dazu passen auch die bequemen Sitze, die im VW jedoch noch besser gelungen sind als im Focus.
Hier stört auch die umständliche, weil nur über eine kleine Kurbel zu bedienende manuelle Höhenverstellung des Fahrer-Sitzes. Die üppigen Renault- Polster wirken nur auf den ersten Blick kommod. Auf längeren Fahrten vermißt man ausreichenden Seitenhalt. Der Brava ist dagegen im Fond richtig unbequem.
Die Passagiere leiden unter einer Bank mit kurzer Sitzfläche und steiler Lehne.