Fiat Punto, Nissan Micra, Opel Corsa, Renault Clio, VW Polo

Ein neuer Clio von Renault drängt ins Kleinwagen-Establishment. Er trifft auf den Punto von Fiat, den Micra von Nissan, den Corsa von Opel und den VW Polo. Die Karten sind also neu gemischt. Wer zieht den Joker?
Sie heißen immer noch Kleinwagen, sind es aber längst nicht mehr: Die Autos der sogenannten A Null-Klasse, deren populärste Vertreter Corsa und Polo sind, entpuppen sich mit Außenlängen zwischen 3,70 und 3,80 Meter als vollwertige Limousinen, deren Statur durch die aktuelle Präsenz noch kleinerer Autos wie Ford Ka oder Seat Arosa zudem an Format gewonnen hat. Auch der Fiat Punto ist ganz in diesem Sinne ebensowenig ein Kleinwagen wie der neue Clio von Renault, der mit verändertem Styling und ganz neuem Interieur auf sich aufmerksam macht. Der Fiat mißt in der Länge exakt 3,71 Meter, der Clio bringt es gar auf 3,77 Meter, der in der Karosserie und damit im Erscheinungsbild modifizierte Nissan Micra immerhin auf 3,72 Meter.
Er ist in diesem erwachsenen Quintett gleichzeitig der Beweis dafür, daß die optische Wahrnehmung und die hirnmäßige Aufarbeitung dieser Eindrücke nicht immer mit den Abmessungen korrespondiert. Optisch stellt der Micra den Zwerg in dieser Gruppe – fast zugehörig in die Kaste der echten Winzlinge à la Ford Ka. Das wäre ja nicht so schlimm, denn die Zeiten, in denen das Kleinsein im Bereich des Automobils auch Armut und Erbarmen signalisierte, gehen dem Ende entgegen. Schlimm ist, daß es den Nissan- Konstrukteuren offensichtlich am schlechtesten gelang, im 3,70 Meter-Bereich eine adäquate Raum-Ökonomie zu realisieren. So klein der Micra wirkt, so klein ist er tatsächlich. Schon auf den vorderen Sitzplätzen, wo die Konkurrenz mit Ausnahme des Corsa sehr erwachsene Raumgefühle beschert, wirkt er deutlich bescheidener und liefert damit echtes und unverfälschtes Kleinwagen-Feeling alter Schule. Polo und Punto sind hier wahre Meister, wobei sich die Grosszügigkeit in dieser Darbietung bei letzterem bis in den Wagenfond erstreckt. Auch ohne Maßband wird sofort klar, daß der Fiat der Geräumigste ist, zumal er mit einem Volumen von 275 Litern auch das größte Kofferraumvolumen besitzt.
Wie klein klein sein kann, zeigt im direkten Vergleich wiederum der Micra. Hier sind es nur gut 200 Liter hinter der, wie klassenüblich, zweigeteilten Rücksitzlehne, die für Gepäck und – kurioserweise – für die größte Ladekapazität von 469 Kilogramm zur Verfügung stehen. Wo steht der Herausforderer, der neue Clio? Das Raumangebot auf der Rücksitzbank ist keineswegs herausragend, seine Zuladung ist mit über 400 Kilogramm hoch, der Kofferraum mit 255 Liter Volumen etwa so groß wie der des Corsa. Dieser hat im Fond überraschend viel Kapazität zu bieten, am wenigsten liefert, gerade auch im Bereich des Knieraums, der Micra. An der Form und Beladbarkeit der Kofferabteile gibt es nicht viel auszusetzen. Auffällig ist, daß das Polo- Abteil, mit 245 Litern im klassenüblichen Rahmen liegend, betont in die Tiefe geht. Sehr praktisch dagegen der Griff, mit dem die große Klappe ihre Reise durch die Lüfte antritt. Bei der Bewertung der Sitze erzielt der Polo Bestnoten. Für Abstand sorgt nicht nur die für Bequemlichkeit maßgebliche Sitzkontur, sondern auch die Polstergüte – beim Clio ein recht hartes Material hinten, beim Corsa umgekehrt eine eher nachgiebige Masse, die an ein älteres Sofa erinnert.