Honda Civic Type R vs. VW Golf GTI
Nur ein PS trennt Deutschlands Sportlegende VW Golf GTI von seiner japanischen Antwort Honda Civic Type R. Doch nicht nur formal liegen zwischen den beiden Kompaktsportlern Welten.
Falls es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Japaner ein wenig anders ticken als Deutsche - der Honda Civic hätte ihn erbracht. Mit seinem Design zwischen Spät-Expressionismus und Captain Future spielt der Faustkeil die Rolle des Geschmacksspalters. Der Civic im Showroom eines deutschen Herstellers? Unvorstellbar.
Top-Modell Type R, dank Sport-Anbauteilen noch scharfkantiger als seine zahmen Brüder, überrascht aber nicht nur von außen: Sein futuristisches Cockpit mit weit verstreuten Bedienelementen reizüberflutet beim Erstkontakt wie Tokio bei Nacht. Schnell erfassbar dafür die Preisliste: Nur Metallic, Navigation und Parkpiepser gehen extra, ansonsten enthält der Grundpreis von 26.900 Euro selbst Spezialitäten wie Xenon-Lampen oder 18-Zoll-Räder.
Langweilig aber hochwertig
Der Innenraum von Deutschlands Sportidol Golf GTI wirkt dagegen so schrill wie Bielefeld an einem Montagabend. Bis auf den GTI-Ornat an Instrumenten oder Lenkrad ginge sein Cockpit auch in einem Minivan durch. Dafür müssen bei der Bedienung keine Anfangshürden genommen werden. Zudem überzeugt er mit hochwertigeren Materialien und bequemen, üppig dimensionierten Sportsesseln, die sich in weiten Bereichen justieren lassen.
Die Sitzschalen im Civic bieten noch kräftigeren Halt, verraten mit ihrer hohen Position und den engen Seitenwangen aber auch, dass der westliche Trend zur Leibesfülle die Insel Japan noch nicht erreicht hat. Mit mehr Platz im Innenraum, höherer Zuladung und der Option auf vier Türen zeigt sich der GTI insgesamt familienfreundlicher als der nur zweitürig lieferbare Type R. Wird er auf das Ausstattungsniveau des Honda gebracht, kommt er aber etwa 1.500 Euro teurer.
Unterschiede unter der Haube
Rund 200 PS aus zwei Liter Hubraum: Auch wenn die technischen Daten auf den ersten Blick fast identisch sind, liegen die beiden antriebsseitig so weit auseinander wie Riesling und Reiswein. Beim Golf sorgt ein Turbolader für die Extraportion Kraft, während sich Honda traditionell dem Hochdrehzahlkonzept verpflichtet fühlt. Mit seiner erst bei knapp 8.000/min anfallenden Maximalleistung sorgt im Civic ein Sportmotor alter Schule für Unterhaltung. Einer, der weiß, was sein Publikum will: Schon vom kleinsten Zuruf des Gaspedals animiert, dreht er cremigweich hoch, untermalt von einer sinnlich-sägenden Verbrennungsmelodie, die nur von kurzen Schalt-Einlagen der präzise klackenden Sechsgang-Box unterbrochen wird.
Doch der Vierzylinder möchte bei Laune gehalten werden. Wäre sein Drehzahlband ein achtstöckiges Haus, stünden die unteren vier Etagen leer. Im fünften Geschoss brennt schon Licht, und ganz oben steigt die große Beschleunigungs-Show, bei der Besucher Zugabe um Zugabe fordern. Im GTI singt ebenfalls kein Kinderchor: Sein Turbo lässt sich nur kurz bitten, um dann umso knurrend-basslastiger loszuschmettern. Mit seiner Drehmoment-Spitze bei 1.800/min legt er sich bereits in Drehzahlregionen ins Zeug, in denen sich der Honda noch warmspielt. Auch wenn der Civic obenrum bissiger wirkt: Um am durchzugsstark-relaxten Golf dranzubleiben, muss er sich langmachen.