Maserati 3200 GT

Die Sportwagenwelt ist bunter geworden. Mit dem 3200 GT schickt Maserati einen Boliden auf die Straße, dem es weder an Kraft noch an Eleganz mangelt.
Woran denkt der Tester, wenn er Maserati hört? Weniger an das Zusammengehen mit Ferrari unter der allmächtigen Fiat-Regie im Jahre 1997, weniger auch an die de- Tomaso-Epoche zuvor, eigentlich gar nicht an den Dezember 1914, in dem Alfieri Maserati mit einem Gewerbeschein in der Via de Pepoli zu Bologna eine Auto-Werkstatt eröffnete.
Er denkt an das, was er selber schon mit den Rassepferden des einstigen Ferrari.Konkurrenten erlebte. 1962 hatte sich der wunderbare langschnäuzige 3500 GT auf einem Rundkurs nahe Genf nach forciertem Testbetrieb in blaue Rauchwolken gehüllt und wurde vorsichtshalber samt seiner jugendlichen und unerschrockenen Besatzung von der Strecke gewinkt. Maurice Trintignant fällt ihm ein, der ein Jahr später mit einem furchterregenden 4,5 Liter-Prototyp von Maserati in Le Mans an den Start ging und beim Anbremsen der schnellen Rechtskurve hinter Start und Ziel meterlange Flammenbündel aus den armdicken seitlichen Auspuffroh- ren in den nächtlichen Sommerhimmel schickte. Und er wird den Ghibli nicht vergessen, der die Redaktion Ende der sechziger Jahre aufsuchte und mit seinem 4,7 Liter großen V8 neben den Ferrari der damaligen Zeit zum Temposymbol schlechthin wurde.
Auch wenn es, wie für den Biturbo oder nach der kurzen Ehe mit Citroën für den SM, auch Sechszylinder in V-Form gab, wurde doch der großvolumige V8 so etwas wie ein Markenzeichen, nicht ganz, aber immerhin etwas vergleichbar mit den Zwölfzylindern von Ferrari. Insofern ist es nicht verwunderlich, daß auch das jüngste Maserati-Kind, der 3200 GT, achtzylindrig zur Welt kam und auch im Styling auf traditionelle Werte setzt. Seine Gestalt ist von Giugiaro, längst ein Synonym für Auto-Eleganz und nebenbei auch noch der stilistische Vater des Ur-Golf.
Obwohl schon Albrecht Dürer nicht so recht wußte, was Schönheit eigentlich sei, darf man diesbezügliche Zweifel angesichts des neuen Coupés getrost zur Seite räumen. Versehen mit dem eher kompakten Längenmaß von viereinhalb Metern ist hier ein ästhetisch sauberer Gran Turismo entstanden, dessen Grundstil nur zarte Retro-Elemente enthält, gleichwohl aber eine zu futuristische Moderne vermeidet. Die bei den Beauties der Traumwagen- Kategorie immer wieder gern gestellte Frage, ob die Front oder das Heck besser gelungen sei, kann salomonisch beantwortet werden. Beide Partien haben ihre spezifischen Reize, aber vielleicht ist der mit den unkonventionell gebogenen Leuchten verzierte Rücken doch die Schokoladenseite. Es bietet sich nun an zu sagen, daß das bürgerliche Auto- Volk den neuen GT auch vorwiegend aus dieser Perspektive zu sehen bekommen wird.