Mercedes E 300 Turbodiesel im Test

Man mag kaum glauben, dass ein Diesel in ihm steckt. Doch 177 PS machen den Mercedes E 300 Turbodiesel zum stärksten und schnellsten Ölbrenner auf unseren Straßen.
Der Weg zum Formel 1-Fahrer ist klar vorgezeichnet. Man kauft einen Mercedes- Diesel, am besten einen E 300 Turbo. Sodann nimmt man den nächstbesten Anhalter, besser noch eine Anhalterin, mit. Wenn dann auf der Autobahn die Tachonadel locker über 200?km/h klettert, ja sogar die 220 überschreitet, beantwortet man den anerkennenden Kommentar der erstaunten Beifahrerin mit der lapidaren Feststellung: „Das ist ein Diesel.“ Bekanntlich lautet in der Mercedes-Werbung die Replik „Und Sie sind Formel 1-Fahrer“. So einfach ist das.
Der Werbegag lebt von alten Diesel.orurteilen und der daraus resultierenden Unglaubwürdigkeit der tatsächlich realisierbaren Fahrleistungen. Und es ist wirklich unglaublich, wie sich der neue E 300 Turbodiesel mit seinen 177?PS ins Zeug legt. Dies gilt nicht nur im oberen Geschwindigkeitsbereich, wo auch dank dem niedrigen Luftwiderstand der E-Karosse scheinbar mühelos 200?km/h überschritten werden. Beim Beschleunigen schiebt das beachtliche Drehmoment von 330 Newtonmetern (mehr als der 3,2 Liter- Benziner) die nicht gerade klein und mit 1657 Kilogramm auch ziemlich schwer geratene Limousine derart vehement vorwärts, daß einem alles andere einfällt als Diesel.orurteile.
Ein Blick auf die tafelbergähnliche Drehmomentkurve des aufgeladenen Dreiliter- Sechszylinders erklärt diesen Vorwärtsdrang: Ist erst einmal voller Ladedruck aufgebaut, steht zwischen 1600 und 3600 Umdrehungen das maximale Drehmoment zur Verfügung. Dazu kommt eine optimal gestufte und perfekt schaltende Fünfgangautomatik, die für jede Fahrsituation die passende Übersetzung liefert. Einziges Manko des Hochleistungsdiesels ist eine gewisse Durchzugsschwäche bei niedrigen Touren und das dann bei spontanem Gasgeben spürbare Turbo.och.
Ein Lader mit variabler Turbinengeometrie könnte den Schönheitsfehler korrigieren. Ansonsten kann der weiterentwickelte Sechszylinder fast alle Attribute moderner Diesel.echnologie vorweisen, wie Ladeluftkühlung, elektronische Pumpenregelung und Vierventiltechnik. Doch es ist noch ein Vorkammerdiesel, dessen Vorteile sich in guter Laufruhe und relativ hohem Drehvermögen (bis 5000/min) bemerkbar machen. So sparsam wie ein Direkteinspritzer ist er allerdings nicht, und wer viel Leistung einsetzt, wird leicht die Zehn- Liter-Grenze erreichen oder gar überschreiten. Insofern spiegelt der Testverbrauch von 9,6 L/100 km die Fahrfreude wieder, die dieser Diesel vermittelt. Aber es geht auch sparsamer (Minimalwert im Test: 7,7 L/100 km), so daß Praxisverbräuche von acht bis neun Litern die Regel sein werden.