Opel Astra Cabrio 1.6, Renault Mégane Cabrio 1.6e, VW Golf Cabrio 1.8

Mit dem Renault Mégane Cabrio bewirbt sich ein neuer Prinz um die Krone unter den Sonnenkönigen. Wie glänzt daneben der etablierte Hochadel, die offenen Versionen von Opel Astra und von VW Golf?
Sonnenanbeter kennt die französische Geschichte bereits seit den Zeiten Ludwig XIV.: Als Sonnenkönig war er dem Quell des Lichts und des Lebens so eng verbunden, daß er ihn als Symbol seiner Macht auf Briefen, Urkunden und königlichen Kutschen abbildete. Heute würde statt Pferd und prunkvollem Wagen ein offenes Auto zu den Insignien zählen; und dafür müßte der als verschwendungssüchtig geltende Monarch nicht einmal besonders viel Geld ausgeben. Die französischen Hersteller ermöglichen die Reise zur Sonne zu Preisen um die 35 000 Mark. Dem königlichen Einsatz des Renault Mégane Cabrio, ab Ende April im Handel, könnte aber die Tatsache entgegenstehen, daß erst mit Hilfe der Deutschen aus dem Coupé ein offenes Auto wird. Der Karosserie- Spezialist Karmann aus Osnabrück legt hier ebenso Hand an wie beim VW Golf Cabrio, das dort vollständig gefertigt wird.
Aus dem Vergleich wird ein Drei-Länder-Turnier, denn Opel läßt das Astra Cabrio beim italienischen Designer Bertone maßschneidern. Trotz internationaler Einflüsse spricht man in der Klasse kompakter Cabrios deutsch, denn dort, wo der Regen die Gemüter häufig deprimiert, ist die Nachfrage nach offenen Autos seit Jahren ungleich größer als in jenen südlichen Ländern, in denen sich der Himmel öfter blau als grau zeigt. Schon lange fahren die Deutschen der Sonne gerne mit dem VW Golf Cabrio entgegen – nicht, weil es schön, sondern weil es vor allem praktisch ist. Das Auto, wegen seines Überrollbügels besser unter dem Namen Henkelmann bekannt, erweist sich nicht nur auf dem Papier als Viersitzer. Auch in der Praxis fühlen sich vier Erwachsene im Golf wohl – eine Tatsache, die jene anspricht, die ihre Kaufentscheidung nicht nach Lust und Laune, sondern nach Kind und Kegel treffen müssen. Der Einstieg in den Fond bereitet keine ernsthaften Probleme, wenn man den Kopf wegen des Bügels weit genug einzieht.
Einmal hinten angekommen, kann man auch bei geschlossenem Verdeck erhobenen Hauptes sitzen und die Beine bewegen. Dafür fehlt es dem deutschen Bestseller an Kofferraumvolumen: 270 Liter sind in diesem Vergleich das Negativ-Beispiel. Die umklappbare Rücksitzbank hilft wenig, weil sich durch den engen Kofferraumausschnitt kaum ein sperriger Gegenstand einladen läßt. Eine ernsthafte Alternative stellt für die praxisorientierte Klientel in dieser Hinsicht das 390 Liter große Gepäckabteil des Opel Astra Cabrio dar. Auf der Rücksitzbank fühlt man sich allerdings nicht sehr königlich untergebracht: Im Astra-Fond thront der Passagier nicht, sondern sitzt sehr tief, und er hat wegen der weit hereinragenden Seitenteile wenig Ellenbogenfreiheit. Für die Beine steht dagegen genug Platz zur Verfügung.
Im Fond des Mégane vermißt man wie im Staate Lud- wig XIV. jede Form der Freiheit. Der Sonnenkönig hätte angesichts der Enge nicht einmal seine kleinen Prinzen dort untergebracht, und das ist gut so, denn fehlende Kopfstützen stellen nicht nur für Blaublütige ein Sicherheitsrisiko dar. Renault begnügt sich wie VW mit simplen Nackenstützen, nur der Astra verfügt über vollwertige Kopfstützen. Ein mit 281 Liter Volumen ebenfalls sehr kleines Gepäckabteil, das sich nur durch eine kleine Durchreiche, nicht aber durch Umklappen der Rücksitzlehne variieren läßt, beweist, daß der Renault nicht für den Verstand, sondern für das Cabrio-Herz konstruiert wurde.