Spätestens seit dem Evoque ist klar, dass Range Rover genug
Drive hat, auch was zu riskieren. Also steigen wir nicht
verwundert, sondern voller Freude in dieses herrlich unvernünftige
Oben-ohne-Schmuckstück.
Wir sind in Eastnor Castle, einem 2.500 Hektar großen
4x4-Spielplatz zwischen Bristol und Birmingham, der sich als
Anwesen von Lord Bathurst tarnt. Hier hat Land Rover seit 1961 die
härtesten Offroad-Pfade der Insel.
Der gewählte Trail versucht gar nicht erst, harmlos zu wirken.
Die schmale Strecke windet sich ziemlich zerfurcht durch einen
dichten Wald. Schaut aus, als wäre irgendwann mal eine große
Fräsmaschine durchgegangen.
Unser Fahrer lacht nur verschmitzt, öffnet das Dach, stellt
Terrain Response, das bekannte Allradsystem der
Range-Rover-Familie, scharf und lässt das Cabrio vorsichtig in die
erste Furche rutschen.
Etwas später am Tag kommt es zu einer eindrucksvollen Zeitreise.
Der zweite Teil der Tour führt auf 261 Kilometern einmal quer durch
Wales zur Red Wharf Bay – jenem Strand, an dem Maurice Wilks 1947
seine Gedanken zu einem einfachen, robusten Geländewagen in den
Sand zeichnete.
An besagtem Strand wartet der Ur-Opa des Evoques. Ein kleines
Geländewägelchen in dunklem Grün, das im direkten Vergleich mit dem
Evoque Cabrio zerbrechlich wirkt.
Während die Runde über den historisch so bedeutenden Strand im
ersten Land Rover einem Abenteuer gleicht, das unvergessliche
Erinnerungen formt, so verdeutlicht die Runde im Evoque vor allem:
welche Entwicklung diese Marke geschafft hat.
Neu im Cockpit: ein rechteckiger Zentralbildschirm und das
dazugehörige Unterhaltungssystem, das sich wie ein Smartphone
bedienen lässt. An so was war beim ersten Land Rover nicht mal im
Traum zu denken.
Spätestens an diesem Punkt würde jeder von uns das Handtuch
werfen und auf die 20 Zoll großen Straßenturnschuhe verweisen.
Damit geht man halt nicht im Schlamm kraxeln.
Unser Fahrer schmunzelt nur, bestellt sich via Schaltwippen den
ersten der neun Gänge beim Automatikgetriebe (Serie beim Cabrio)
und geht die Sache mit Schwung an.
Kraftvoll krallen sich alle vier Räder in den weichen Boden –
die Elektronik verteilt die 430 Newtonmeter des Zweiliter-Diesel
(mit 180 PS, es gibt ihn auch mit 150 PS sowie mit einem
Zweiliter-Benziner mit 240 PS) wohlkalkuliert.
Der wohl aufwendigste Part bei der Verwandlung vom Coupé zum
Cabrio lag bei der Karosseriesteifigkeit. Dafür wurden das Chassis
und die Türen gründlich verstärkt, was das Leergewicht von rund
1.950 Kilogramm erklärt.