In diesem Vergleichstest geht es nicht um das Thema Raumangebot und Funktionalität, sondern vielmehr um Fahrspaß. Kann der Polo im GTI-Gewand auch hier punkten oder fährt er dem Fiesta in der Sportvariante ST nur hinterher?
Den Polo gibt es ab 23.950 Euro, was ungefähr 120 Euro pro PS sind. Ausstattungsbereinigt ist der Polo etwas teurer als der Fiesta, kommt aber dafür mit zwei zusätzlichen Fondtüren und einem Doppelkupplungsgetriebe.
Denn anders als beim Vorgänger, gibt es den GTI vorerst nur mit Doppelkupplungsgetriebe. Zwar kann es sein, dass der Doppelkuppler schneller die sechs Gänge schaltet, aber ein Teil der Emotionen geht dabei verloren.
Außerdem agiert das Doppelkupplungsgetriebe übertrieben hektisch und schwächelt beim Anfahren. Im manuellen Modus überstimmt das DSG die eigene Gangwahl, schaltet im Begrenzer automatisch hoch - ärgerlich für sportliche Fahrer.
Im Gegensatz zum Fiesta bleibt der Polo in Kurven eher neutral. Im Grenzbereich fält er mehr ins Untersteuern und lässt das ESP seinen Job machen. Das ist zwar sicher, aber für sportliche Fahrer auch wieder enttäuschend.
Der Polo hat nicht nur etwas mehr Drehmoment, sondern auch einen ganzen Zylinder und einen halben Liter mehr Hubraum als der Fiesta. Der Vierzylinder gibt sich aber eher bedeckt. Gefühlt stürmt er nicht so vehement aus dem Startblock, dreht zielstrebig, aber nicht euphorisch.
Im Innenraum sorgt der VW Polo GTI mit roten Akzenten für sportliches Flair. Da der Polo besser gedämmt ist, kommen vom ohnehin schon zurückhaltenden Motor weniger Geräusche in den Innenraum als beim Fiesta.
Bunt animierte Digitalinstrumente kosten 400 Euro extra. Beim Blick auf den Tacho bleibt der Polo beim Beschleunigen - trotz 100 Kilogramm mehr Gewicht - auf Augenhöhe mit dem Fiesta.
Obwohl wir das Hauptaugenmerk auf den Fahrspaß gerichtet haben, testen wir natürlich auch den Kofferraum. Der Polo ist generell vielseitiger, obwohl die optionale Beats-Soundanlage Kofferraumvolumen kostet.
Die Gänge des manuellen Sechsganggetriebes rasten unglaublich leicht auf kurzen Wegen ein - echte Handarbeit, die Spaß macht und an deren Präzision in dieser Klasse kaum einer rankommt.
146 km/h schnell durcheilt der Fiesta ST mit abgeschaltetem ESP den doppelten Spurwechsel. Der Polo GTI ist sieben km/h langsamer, auch weil sich sein ESP nie vollständig deaktivieren lässt.
Die schicken 18-Zöller (extra) ummanteln eigens angemischte Supersportreifen von Michelin, welche dem Fiesta zu einem bestechend hohen Gripniveau verhelfen.
Der Fiesta hat nicht nur einen Zylinder weniger, sondern schaltet im Teillastbereich sogar noch einen Zylinder ab. Bemerkbar macht sich das aber nur im etwas geringeren Testverbrauch von 0,3 Litern pro 100 Kilometern.
In unserem Testwagen ist unter anderem das 2.800 Euro teure Leder-Exklusiv-Paket dabei, das dem ST neben belederten Sportsitzen eine Klimaautomatik, ein Soundsystem, das große Navigationssystem und 18-Zoll-Felgen beschert.
Die drei Fahrmodi Normal, Sport und Rennstrecke sind serienmäßig. Bei Letzterem wird die Traktionskontrolle deaktiviert und alle Parameter für die Rennstrecke und die schnellstmögliche Runde optimiert.
Im Performance-Paket ist auch eine Launch Control an Bord. Dabei pegelt sich die Drehzahl bei 3.500 Touren ein, und wenn dann der linke Fuß von der Kupplung rutscht, sprintet der Ford, wie übrigens auch der Polo, in 6,6 Sekunden auf Tempo 100.
Auch die Themen Antrieb, Umwelt und Kosten kann er knapp für sich gewinnen. So erhält der GTI nur die Schadstoffeinstufung Euro 6b, während der ST nach Euro 6d-Temp eingestuft wird.
Am Ende des Tages fällt der ST jedoch hinter den GTI. Nicht weil er langsamer auf der Straße ist, sondern weil der VW Polo GTI die Themen Karosserie, Sicherheit und Komfort für sich gewinnen kann und somit das vernünftigere Auto ist. Egal - dafür ist der Ford Fiesta ST herrlich unvernünftig.