Limousinen der oberen Mittelklasse sind allem, was an Höhe
darüber hinauswächst weit überlegen. An Komfort. An Agilität. An
Effizienz. Dennoch laufen Superb und S90 gegen den Markt und werden
immer seltener gekauft. Die Kombi-Varianten sind in Deutschland
deutlich beliebter.
Nimmt man es genau, ist der Superb eigentlich ein Verwandter des
Golf, denn beide stehen auf dem Modularen Querbaukasten. Jedoch
erlaubt dieser offenbar viel Interpretationsraum, denn mit der
Kompaktklasse hat der große Skoda so gar nichts am Hut.
Der Superb ist ein Raumriese mit Platzverhältnissen im
Luxusklassenformat. Über die Beinfreiheit im Fond wurden schon zu
Recht viele Loblieder gesungen. Der Kofferraum erstaunt genauso
immer wieder aufs Neue (damit korrespondiert die hohe
Zuladung).
Sein enormes Platzangebot kombiniert der Skoda mit einer aus dem
Ärmel geschüttelten Leichtigkeit des Fahrens, die in einem gewissen
Gegensatz zur reinen Karosseriemasse steht; immerhin sprechen wir
beim Superb von einem 4,86 Meter langem Auto.
Die Fahrleistungen sprechen da ebenso für sich. 5,4 Sekunden aus
dem Stand auf Tempo 100 – dafür benötigte man früher einen
Sportwagen und fixe Schaltarbeit. Jetzt dagegen reicht eine
allradgetriebene Power-Limousine mit all ihren
Traktionsvorteilen.
Der 2.0-Liter-TSI leistet in seiner stärksten Version 280 PS und
ist ausschließlich mit Allrad zu haben. Beim Testverbrauch von 9,7
Litern hat er einen minimalen Rückstand zum S90 - dafür leistet er
spürbare 26 PS mehr.
Der Superb muss sich in seiner derzeitigen Ausbaustufe noch mit
- zugegebenermaßen sehr guten - adaptiven Bi-Xenon-Scheinwerfern
zufrieden geben (Serie ab Style). Mit der Modellpflege zieht dann
wohl auch die modernere LED-Technik in den großen Tschechen.
Der Superb rollt in unserem Test mit 18 Zöllern und einer 45
Millimeter hohen Reifenflanke vor. Das bringt ihm Pluspunkte beim
Komfort. Beim Bremsen hat der Skoda mit 37 Metern aus 100 km/h
deutlich das Nachsehen gegenüber dem Volvo.
Einfach ist die Bedienung dank vieler direkt anwählbarer
Funktionen. Das bringt nicht nur Pluspunkte aufs Konto, sondern ist
auch Ausdruck von Klasse. Denn wer möchte sich in einem
oberklassigen Fahrzeug schon mit kniffligen Bedienaufgaben
abmühen?
Passend zum restlichen eher klassischen Auftritt des Superb sind
seine konventionellen Rundinstrumente. Die Option auf ein digitales
Cockpit, wie man es beim Konzernbruder VW Passat kennt, gibt es
noch nicht.
Unser Testwagen verfügt noch über die alte
Infotainment-Generation, die mit ihren Drehknöpfen in Sachen
Bedienung einfacher ist, als das neue rein touchbasierte System.
Beim Funktionsumfang liegt es logischerweise aber zurück.
Unter Volllast schaltet das Sechsgang-DSG zackig, beim Reisen
auf der Autobahn dagegen hadert es zuweilen mit der passenden
Übersetzung und schaltet verzögert.
Normsitzraum nennt man die hintere Beinfreiheit in der
Fachsprache. "Endlose Weite" könnte man im Falle des Superb dazu
sagen. Mit 820 mm übertrifft der Skoda Luxuslimousinen vom Schlag
einer S-Klasse oder eines 7er.
Endlosen Weiten bietet auch der Gepäckraum. Weit und hoch
schwingt die große Heckklappe und gibt bis zu 1.760 Liter
Ladekapazität frei. Ein E-Klasse T-Modell bietet da kaum mehr.
Beim Fahreindruck gibt sich der S90 einen Hauch oberklassiger.
Man sitzt bequemer und der Motor ist besser gedämmt. Beim
Federungskomfort kann sich der S90 dagegen nicht wirklich vom Skoda
absetzen.
Lange Bodenwellen federt der große Schwede gut weg, bei kürzeren
kommt zu viel durch. Interessanter Designkniff: Trotz quer
eingebautem Aggregat sind die Proportionen mit langer Haube und
großem "Premium-Maß" eher wie bei der heckangetriebenen deutschen
Konkurrenz.
In Sachen Agilität hat die große Limousine aus Göteborg
ebenfalls das Nachsehen. Der 10 Zentimeter längere Volvo kann dem
Skoda zwar folgen, wirkt dabei aber, passend zu seiner Statur und
dem deutlich höheren Leergewicht schwerfälliger.
Die Lenkung bietet weniger Gespür für den anliegenden Grip an
der Vorderachse, überträgt stattdessen vor allem Störeinflüsse:
Beim euphorischen Gasgeben zerrt das Drehmoment an den
angetriebenen Vorderrädern.
Neben seinen 254 PS stellt der Turbo-Vierzylinder immerhin
propere 350 Nm bereit. Damit geht es druckvoll vorwärts. Der S90
kommt schnell zur Sache, entfaltet seine Leistung harmonisch,
portioniert sie geschmeidig über die acht Gänge der
Wandlerautomatik.
Unser S90 kam mit 19-Zoll-Bereifung und 40 Millimeter
Querschnitt zum Test. Dies ist nicht unbedingt dem Komfort
zutragend. Dafür ist die Bremsleistung des Volvo enorm. 34,8 Meter
aus 100 km/h braucht der Schwede bis zum Stillstand. Damit sammelt
er viele Punkte bei der Sicherheit.
Abgebrüht, wer beim Anblick des Volvo-Innenraums nicht ins
Schwärmen gerät. Offenporiges Holz, edler Metall-Look,
Touchscreen-Monitor, belederte Massagesessel – Annehmlichkeiten,
die es noch vor wenigen Jahren ausschließlich in der Luxusklasse zu
bestaunen gab.
Als Inscription ist der Volvo nahezu voll ausgestattet,
inklusive elektrisch verstell- sowie beheizbarer
Komfort-Ledersitze, die ihren Namen definitiv verdient haben.
Die Bedienung des großen Touchscreens benötigt
Einarbeitungszeit, denn er vereint so gut wie alle wichtigen
Fahrzeugfunktionen vom Navi bis zur Heizung.
Der Achtgang-Wandler macht seinen Job unauffällig und souverän.
Schöne Details: Der Drehknopf zum Starten des Motors und die kleine
Metallwalze zur Wahl des Fahrmodus.
Trotz deutlich längerem Radstand (2.941 zu 2.841 Millimetern)
gestattet die Volvo-Limousine ihren Fondpassagieren nur viel, aber
nicht sehr viel Beinfreiheit.
Am Ende des Tages entscheidet der feinere Volvo durch seinen
besseren Komfort und die üppige Sicherheitsausstattung die
Eigenschaftswertung zwar für sich, der Skoda punktet jedoch
dermaßen heftig im Kosten- und Karosseriekapitel, dass er die
Gesamtwertung knapp für sich entscheidet.