Renault Vel Satis

Man muss nicht unbedingt Avantgardist sein, um den Renault Vel Satis schätzen zu können, aber es hilft ungemein. Die neue Limousine hebt sich mit üppiger Raumfülle und extravagantem Design vom Establishment der oberen Mittelklasse ab.
Als der Vel Satis am Faschingsdienstag 2001 auf dem Genfer Automobilsalon enthüllt wurde, gab es kaum einen Tusch, aber hämisches Getuschel. „Eine kostenlose Designklinik für uns“, spottete ein Vertreter der Konkurrenz. Und während ein Entwicklungschef schon vorher weiß, dass „dieses Heck in der Oberklasse nicht funktioniert“, ätzt ein Vorstandsvorsitzender: „ Ich finde den gut. Der hilft uns.“ Mit dem polarisierenden Zwitter aus Van und Limousine sucht Renault bewusst andere Wege, um sich in der imageorientierten Business-Class zu etablieren. Selbst wenn es dort bislang wenig Raum für Extravaganzen gab, ist für Designchef Patrick LeQuément „das größte Risiko einer Firma, kein Risiko einzugehen“. Das kann man dem neuen Spitzentrio der Marke kaum nachsagen: Wie der Avantime und der künftige Espace tritt der Vel Satis so andersartig, charaktervoll und selbstbewusst auf, dass er vom Establishment zumindest nicht ignoriert werden kann. Nach den unauffälligen, erfolglosen Vorgängern Renault 20/30, 25 und Safrane scheint jetzt die Zeit günstig für einen erneuten Vorstoß in die Domäne von Audi A6, BMW Fünfer und Mercedes E-Klasse. Immerhin haben klassische Stufenheck-Limousinen dieses Segments in den letzten sechs Jahren europaweit 19,2 Prozent eingebüßt, während der Anteil von Kombis und Vans stieg. Da darf man auf mehr Offenheit für nonkonformistische Lösungen hoffen, zumal wenn sie mit praktischen Vorzügen einhergehen.