Was dieser Jordan-Ford mit Schumi zu tun hat

Schumis erstes Formel-1-Auto zum Verkauf?: Was dieser Jordan-Ford mit Schumi zu tun hat
Ist dieser Jordan das Auto, mit dem Michael Schumacher das erste Mal Formel 1 fuhr? Ein britischer Händler bietet den 1991er 191 mit Ford-Motor zum Kauf an.
Der Text liest sich verlockend: Der englische Rennwagenhändler James Hanson bietet mit seiner in der Szene bekannten Firma Speedmaster einen Jordan 191-Ford an. Der Formel-1-Wagen mit der Chassisnummer 6 aus der Saison 1991 wird im Text als Michael Schumachers Auto aus dem Belgien-GP angeboten. Am 29. August bestritt der damals 22-Jährige dort sein erstes Formel-1-Rennen, war sensationell Achtschnellster im Qualifying und schied im Rennen dann unglücklich in der ersten Runde mit einem Kupplungsdefekt aus.
Erinnerungsstück an Schumis erstes F1-Rennen
Fast 30 Jahre ist das her. Der grüne Jordan 191 aus dem Formel-1-Team des Iren Eddie Jordan ist ein perfektes Erinnerungsstück an dieses Rennen. Aber ist der angebotene Jordan tatsächlich Schumis Erstling? Ein Blick in die Historie von Chassisnummer 191-6 weckt Zweifel am appetitanregenden Verkaufstext. Tatsächlich verkaufte Jordan das Auto irgendwann nach der Saison an den belgischen Sammler Jean Blaton. Der Brüsseler war unter seinem Pseudonym "Beurlys" als Rennfahrer bekannt geworden. 1963 wurde er in einem Ferrari GTO Zweiter beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Der Jordan hatte für Blaton eine besondere Bedeutung: Sein Landsmann Bertrand Gachot, der bis zum Sommer für Jordan in der Formel 1 fuhr, war 1989 durch die finanzielle Unterstützung in die Formel 1 gekommen. Wir erinnern uns: Gachot saß im Sommer 1991 nach seiner CS-Gas-Attacke auf einen Londoner Taxifahrer im Gefängnis. Das machte den Weg frei für Michael Schumacher ins Cockpit des Jordan 191.
2005 von Artcurial versteigert
2005 wurde Blatons Sammlung von rund 30 Renn- und Sportwagen aufgelöst. Sein Jordan 191 wurde am 13. Februar ohne Motor vom französischen Auktionshaus Artcurial in Paris verkauft. Die Geschichte damals: Das im Sommer 1991 aufgebaute Chassis 6 war ein Einsatzauto von Andrea de Cesaris. Insgesamt sieben wurden gebaut. Von Michael Schumacher, der erst wenige Monate zuvor seinen siebten Weltmeistertitel eingefahren hatte, war nicht die Rede.
Sechs Jahre nach der Artcurial-Auktion setzte der Franzose Didier Sirgue, ein Autohändler aus Albi und auch Chef der dortigen Rennstrecke, diesen Jordan in der BOSS-Rennserie ein – BOSS steht für Big Open Single-Seater. Der 191 verfügt jetzt über einen Cosworth V8 der HB-Baureihe mit 3,5 Liter Hubraum, wie er bereits 1991 in der Formel 1 verwendet wurde. Sirgue gewann mit dem Chassis das Rennen in Hockenheim und wurde Dritter in der Jahreswertung. Außerdem wurde der Franzose mit seinem 191 mehrfach zum Goodwood Festival of Speed eingeladen, zuletzt 2018.
Schumacher saß in diesem Auto
Danach verkaufte der renommierte Händler Max Girardo, ein ehemaliger, führender Mitarbeiter des Auktionshauses RM Sothebys, diesen Jordan-Ford. Seine Historie zu dem Auto entspricht der Version des französischen Auktionshauses von 2005, ergänzt um einige Einzelheiten. Andrea de Cesaris startete in diesem Auto in Ungarn und zwei Wochen später in Belgien. Bei allen folgenden Rennen stand dieser 191 als Ersatzauto in der Jordan-Box. Ein Einsatz von Michael Schumacher: auch hier Fehlanzeige.
Und wie wird bei James Hanson aus dem Auto jetzt eine Ex-Michael Schumacher Jordan 191? Bei seinem ersten Formel-1-Einsatz in Spa-Francorchamps saß der Deutsche tatsächlich in diesem Auto, aber nur im Abschlusstraining. Während sein Teamkollege Andrea de Cesaris ins T-Car wechselte, bestritt Schumacher die Zeitenjagd um die Startpositionen im eigentlichen Einsatzauto des Italieners mit der Chassisnummer 6. An seinem eigenen Einsatzauto mit der Chassisnummer 5 war ein kleines Kühlwasserleck festgestellt worden. Im Rennen saßen beide Fahrer dann wieder in ihren Stammautos. De Cesaris lag lange auf dem zweiten Platz hinter Ayrton Senna im McLaren-Honda, auf dem Weg zum besten Saisonergebnis für das Formel-1-Team in seiner ersten GP-Saison. Doch ein überhitzter Motor zwei Runden vor Rennende ließ den Traum vom Podium in Rauch aufgehen.
Natürlich dient der Name des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher jetzt der Wertsteigerung. Man munkelt, dass der britische Händler einen Preis von umgerechnet 1,5 Millionen Euro für Schumis erstes Formel-1-Auto erwartet, inklusive einiger Devotionalien wie einem Original-Lenkrad in einer kleinen Vitrine und einem Modellauto des 191 mit Schumi-Autogramm.