Darum benötigst Du keine Flaggschiff-CPU

Darum benötigst Du (höchstwahrscheinlich) keine Flaggschiff-CPU
Hoher Preis, geringes Leistungsplus, besonderer Kühlbedarf und zusätzliche Stabilitätsprobleme: Wir erläutern, warum ein Flaggschiff-Prozessor selten die beste Wahl ist.
Viele, die einen leistungsstarken PC zusammenbauen möchten, gehen besonders bei der CPU keine Kompromisse ein und entscheiden sich für einen Flaggschiff-Prozessor. Kein Wunder: Schließlich handelt es sich ja bekanntlich um das „Gehirn“ des Computers. Da scheint das Top-CPU-Modell des jeweiligen Herstellers verführerisch. Aber das ist aus folgenden Gründen nur in seltenen Fällen die beste Option.
Darum benötigst Du (höchstwahrscheinlich) keine Flaggschiff-CPU
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Hoher Preis
Es ist natürlich nicht verwunderlich, dass Flaggschiff-CPUs auch die teuersten Prozessoren in der Produktlinie sind. Allerdings ist der Preissprung enorm und deutlich größer als beim Schritt von der niedrigeren zur mittleren oder von der mittleren zur hohen Leistungskategorie. Anscheinend rechnen Hersteller damit, dass Interessenten im Flaggschiff-Segment bereit sind, auch außerordentlich hohe Preise zu bezahlen. -
Beispiel gefällig? Der Flaggschiff-Prozessor Intel Core i9-14900K kostet aktuell knapp 50 Prozent mehr als das ebenfalls leistungsstarke Modell Intel Core i7-14700K. Die Preisdifferenzen nach unten zur nächsten Leistungsebene sind hingegen deutlich geringer. Eine solche Preispolitik betreibt übrigens nicht nur Intel. Konkurrent AMD kalkuliert ganz ähnlich – auch wenn die Preisunterschiede im Vergleich zu Intel etwas geringer ausfallen. Zu den saftigen Anschaffungspreisen kommen übrigens auch höhere laufende Kosten, da die High-End-Prozessoren deutlich mehr Strom benötigen.
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Geringes Leistungsplus
Fans von Flaggschiff-CPUs wenden oft ein, dass der hohe Preisaufschlag durch das Leistungsplus gerechtfertigt sei, das die Top-Prozessoren bieten. Im Test zeigt sich zwar, dass es wirklich Vorteile bei der Performance gibt. Allerdings sind diese fast durchweg minimal.
Betrachten wir etwa, wie viele FPS der jeweilige Prozessor bietet. Das Kürzel steht für Frames Per Second – also Bilder pro Sekunde – und ist ein verbreitetes Maß für die Gaming-Leistung von PCs. Hier schneidet der Intel Core i9-14900K zwar wirklich besser ab als der Intel Core i7-14700K. Der Vorsprung fällt mit gerade einmal vier Prozent jedoch ziemlich mickrig aus. Das Bild sieht bei AMD ganz ähnlich aus. So liefert die Top-CPU AMD Ryzen 9 9950X nur minimal mehr FPS als das Modell AMD Ryzen 9 9900X, obwohl der Preisunterschied erheblich ist. Für Gamer sind beide übrigens oft nicht optimal, da es mit speziellen Prozessoren – wie dem AMD Ryzen 7 9800X3D – maßgeschneiderte und günstigere Lösungen gibt. -
Natürlich sollten die erzielbaren FPS nicht das alleinige Kriterium bei der Leistungsbeurteilung von Prozessoren sein. Deswegen ist es sinnvoll, zusätzlich die Ergebnisse von Benchmark-Software wie Blender oder Cinebench zu berücksichtigen. Aber auch hier zeigt sich praktisch durchweg, dass die Flaggschiff-CPUs nur wenige Prozentpunkte leistungsstärker sind.
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Besonderer Kühlbedarf
Bei den Flaggschiff-Prozessoren gehen Entwickler oft an die Grenze der – zum Konstruktionszeitpunkt bestehenden – technischen Möglichkeiten. Der bereits skizzierte größere Stromhunger sorgt dabei nicht nur für höhere laufende Kosten. Es entsteht auch deutlich mehr Wärme unter Last.
Computerkomponenten im Allgemeinen und CPUs im Speziellen mögen hohe Temperaturen allerdings gar nicht. Diese können nämlich zu Ausfällen sowie Defekten führen. Deswegen sind oft besonders leistungsstarke Kühllösungen nötig, damit Flaggschiff-Prozessoren nicht zu heiß laufen. -
Zusätzliche Stabilitätsprobleme
Das Ausreizen technischer Möglichkeiten bei Flaggschiff-Prozessoren hat aber noch eine weitere negative Konsequenz. Es entstehen nämlich häufig auch zusätzliche Stabilitätsprobleme. Diese gibt es bei CPUs unterhalb der Flaggschiff-Produktlinie hingegen deutlich seltener. Das könnte daran liegen, dass Hersteller bei den Flaggschiff-Modellen vor allem ein Performance-Statement setzen möchten, sodass es nicht in erster Linie um maximale Systemstabilität geht. -
Fazit
Flaggschiff-Prozessoren mögen beliebt und gefragt sein. Das Optimum stellen sie aber nur für ganz wenige Anwendergruppen dar. Diese benötigen – etwa für professionelles Gaming oder maximale Rechenpower – möglicherweise wirklich jeden Prozentpunkt Rechenpower. Das ist aber eine deutliche Minderheit. Alle anderen sind mit CPUs unterhalb der Flaggschiff-Klasse besser bedient. Denn diese sind nicht nur deutlich billiger und bieten zudem ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Es drohen auch weniger Stabilitätsprobleme. Zudem entfällt die Notwendigkeit aufwendiger Kühllösungen.