SSD-Lebensdauer abschätzen und verlängern

Wir erläutern, wie lange SSDs im Durchschnitt funktionieren und was Du tun kannst, um die Lebensdauer der Speichermedien zu maximieren.
Wir erläutern, wie lange SSDs im Durchschnitt funktionieren und was Du tun kannst, um die Lebensdauer der Speichermedien zu maximieren.
Solid State Drives – meistens nur kurz SSDs genannt – haben klassischen HDD-Festplatten als Speichermedien für PCs in vielen Bereichen den Rang abgelaufen. Kein Wunder: Die Speichermedien ermöglichen rasantere Ladezeiten, einen schnelleren Zugriff und werden dabei sogar weniger warm. Doch wie sieht es mit der Lebensdauer von SSDs aus?
Darum haben auch SSDs eine begrenzte Lebensdauer
HDDs haben bekanntlich eine limitierte Lebenszeit. Sieht das mit SSDs anders aus, weil sie nach einem anderen Prinzip funktionieren? Leider nicht. Sie mögen zwar gegenüber HDDs Vorteile in einigen Bereichen haben. Wie bei allen Hardwarekomponenten ist aber auch die Lebensdauer dieser Speichermedien begrenzt.
Warum das so ist, zeigt ein Blick auf das Konstruktionsprinzip. In SSDs kommen Flash-Speicherchips der Typen NAND bzw. V-NAND zum Einsatz. Auf diesen legt Dein Computer Daten ab und liest darauf gespeicherte Informationen. Die in den Chips enthaltenen Transistoren nutzen sich allerdings ab. Das sorgt dafür, dass SSDs irgendwann nicht mehr so zuverlässig arbeiten und schließlich gar nicht mehr funktionieren.
Diese Faktoren haben Einfluss auf die Lebenszeit einer SSD
Die schlechte Nachricht zuerst: Die Lebensdauer einer SSD lässt sich nicht präzise angeben bzw. vorhersagen. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Es existieren eine Reihe von Faktoren, mit denen sich abschätzen lässt, wie lange eine SSD funktioniert. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Einflussgrößen.
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Alter: Eine von der kanadischen University of Toronto und dem Internetgiganten Google gemeinsam durchgeführte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Alter der wichtigste Einflussfaktor bezüglich der SSD-Lebensdauer ist. Die meisten Hersteller geben bei den von ihnen gefertigten Solid State Drives eine Nutzungsdauer von fünf bis sieben Jahren an.
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Nutzungsintensität: Je intensiver Du Deine SSDs verwendest, umso kürzer ist ihre Lebenszeit. Forschungen zeigen, dass hier besonders die Anzahl der durchgeführten Schreib- und Löschvorgänge, die Schreibausdauer der SSD und die Gesamtmenge der auf das Medium geschriebenen Daten relevant sind. Dementsprechend geben Hersteller oft auch eine (garantierte) Anzahl der Schreib- und Löschzyklen (P/E) an, die sich mit einer SSD durchführen lassen, bevor die Speicherzellen abgenutzt sind. Die Schreibausdauer bezieht sich dabei auf die Datenmenge bis zum Erreichen dieses P/E-Zykluslimits. Die Angabe der Gesamtdatenmenge vor dem Ausfall der SSD erfolgt in der Regel mit dem Kürzel TBW, das für Total Bytes Written steht.
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SSD-Typ: SSD ist nicht gleich SSD. Tatsächlich gibt es verschiedene Arten von SSDs, auf deren allgemeine Unterschiede wir hier aber nicht näher eingehen wollen. Wichtig ist, dass sich diese bezüglich ihrer Lebensdauer erheblich unterscheiden. So solltest Du etwa von Modellen mit dem besonders billigen TLC (Triple-Level Cell) NAND Flash besser die Finger lassen. Denn diese bieten im Durchschnitt nur 300 bis 1.000 Schreibzyklen. Mit etwa 3.000 Schreibzyklen sind SSDs mit MLC (Multi Level Cell) NAND Flash schon deutlich langlebiger. SLC (Single Level Cell) NAND Flash spielt aber mit satten 50.000 bis 100.000 Schreibzyklen in einer ganz anderen Liga. Beachte, dass es sich hier um Orientierungswerte handelt.
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SSD-Größe: Es kommt eben doch auf die Größe an – zumindest bei SSDs. So zeigen Untersuchungen, dass Solide States Drives mit einer Kapazität von 256 Gigabyte bis zu 1.000 Terabyte Daten schreiben können, bevor es zum Ausfall kommt. Modelle, die noch mehr Speicherplatz bieten, schaffen jedoch noch größere Datenmengen.
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Umweltfaktoren: Darüber hinaus spielen Umweltbedingungen eine wichtige Rolle. Wie die meisten Hardwarekomponenten mögen es auch SSDs weder warm noch feucht. Dementsprechend verkürzen eine zu hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Lebenszeit der Speichermedien.
Deshalb kannst Du die Lebensdauer Deiner SSD dennoch nur schwer abschätzen
Auch wenn Hersteller angeben, dass von ihnen gefertigte Solid State Drives etwa fünf bis sieben Jahre halten, kann das bei Deiner SSD ganz anders aussehen. Möglicherweise verwendest Du Computer und Speichermedium selten und rufst vor allem Daten ab, statt sie zu speichern. Dann ist es nicht ausgeschlossen, dass Deine SSD auch zehn Jahre oder länger durchhält. Auf der anderen Seite kann eine intensive Nutzung der SSD möglicherweise auch bereits nach drei Jahren zum Ausfall führen.
Zwar lassen sich durch einen Blick auf die Zahl der Schreib- und Löschvorgänge, Schreibausdauer oder der Total Bytes Written genauere Aussagen treffen. Für Nutzer ist es aber kaum möglich, diese Parameter genau im Blick zu behalten. Oder kannst Du genau sagen, wie viele Schreib- und Löschzyklen Deine SSD heute durchlaufen hat?
Am wenigsten relevant dürfte für den Durchschnittsnutzer übrigens das Limit bezüglich der Gesamtdatenmenge (Total Bytes Written) sein. Denn Du müsstest auf Basis der durchschnittlichen Herstellerangaben schon sieben Jahre lang 24 Stunden täglich Daten auf Deine SSD schreiben, damit dieses Limit erreicht ist. Wer seinen Computer nur ein paar Stunden täglich verwendet, erreicht diese Grenze dementsprechend erst nach vielen Jahren.
Diese Tipps solltest Du beherzigen
Die Lebensdauer einer SSD ist zwar generell begrenzt. Wer allerdings einige Tipps beherzigt, ist von Ausfällen weniger häufig betroffen:
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Unnötige Speichervorgänge vermeiden: Vor allem das häufige Speichern von Daten kann die Lebensdauer von SSDs senken. Deshalb solltest Du unnötige Datenspeicherungen vermeiden. So eignet sich etwa eine klassische HDD besser als Medium für oft durchgeführte Back-ups.
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Qualität kaufen: SSDs von unbekannten Herstellern zu ungewöhnlich niedrigen Preisen zu kaufen, ist selten eine gute Idee. Denn hier kommt oft billiger Speicher mit einer geringen Lebensdauer zum Einsatz. Entscheide Dich deshalb am besten für Qualitätsmodelle renommierter Anbieter.
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Modelle mit TLC NAND Flash wählen: SSDs mit SLC NAND Flash sind zwar in der Anschaffung kostspieliger. Die deutliche längere Lebensdauer minimiert aber das Risiko von Datenverlusten und den Aufwand, der mit dem Aufsetzen eines neuen Systems und dem Aufspielen von Back-ups verbunden ist.
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Größere SSDs kaufen: SSDs, die mehr Platz für Daten bieten, halten tendenziell länger. Zudem solltest Du die Kapazität nie voll ausschöpfen, was bei SSDs mit mehr Speicherplatz natürlich einfacher ist. Denn etwas Platz ist für das sogenannte Wear Leveling erforderlich, das Schreibvorgänge gleichmäßig auf alle NAND-Speicherzellen verteilt, um die Lebensdauer der SSD zu erhöhen.
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Umweltbedingungen anpassen: Um die Lebensdauer Deiner SSD zu erhöhen, kannst Du nicht nur Vorkehrungen treffen, um übermäßige Wärme und Luftfeuchtigkeit zu minimieren. Auch die Vermeidung von Stromschwankungen trägt dazu bei. Hier helfen etwa ein Überspannungsschutz sowie Vorkehrungen für eine unterbrechungsfreie Stromzufuhr.
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Back-ups anlegen: Sollte es doch einmal zu Ausfällen kommen, helfen Back-ups weiter. Diese solltest Du nicht zu selten durchführen – und am besten auf einer HDD.
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Spezialsoftware nutzen: Wer bestmöglich über einen bevorstehenden Ausfall informiert sein möchte, kann zudem auf spezielle Diagnose- oder Überwachungsprogramme für SSDs setzen. Hier gibt es nicht nur Lösungen von SSD-Herstellern wie das Tool Magician von Samsung oder das von Western Digital angebotene Dashboard. Auch herstellerübergreifend liefert Software wie CrystalDiskInfo hilfreiche Diagnoseinformationen.