Bespitzelt vom Staat: Die Stasi in der DDR
Die Stasi war in und außerhalb der DDR gefürchtet. Vermeintliche Systemkritiker wurden vom Staatssicherheitsdienst bespitzelt, eingeschüchtert und inhaftiert. Beweisakten über die Methoden der Stasi und wer alles Teil war, werden noch heute archiviert und rekonstruiert. Wir haben für Sie die wichtigsten Hintergrundinformationen rund um die Stasi zusammengefasst.
Das Ministerium für Staatssicherheit, kurz Stasi, war der Nachrichtendienst und die Geheimpolizei der DDR. Gegründet am 5. Februar 1950, sollten durch die Stasi alle Handlungen und Gedanken gegen das System der DDR unterbunden werden. Die Stasi war also ein Instrument der Regierung, um deren Gegner innerhalb der Bevölkerung und außerhalb der DDR ausfindig und mundtot zu machen.
Die Stasi wurde zu einem großen Überwachungsnetzwerk, das zu seiner Hoch-Zeit um 1989 rund 90.000 offizielle und 189.000 inoffizielle Mitarbeiter hatte. Mit der zentralen Dienststelle in Berlin (im Bild) und vielen kleineren Verwaltungen in den Kreisen und Bezirken, wurden so fast alle öffentlichen und privaten Bereiche der DDR-Bürger systematisch bespitzelt.
Die Stasi überwachte Schulen, Firmen, Kirchen und die Polizei. Um Systemkritiker oder mögliche Flüchtende ausfindig zu machen, hörte die Stasi private Telefonate von DDR-Bürgern mit, fing deren Post ab und drang in deren Wohnungen ein. Über Regierungsfeinde wollte die Stasi alles wissen.
Als nächster Schritt nach der Überwachung kam die Einschüchterung der DDR-Kritiker. Die Stasi-Mitarbeiter verbreiteten Gerüchte über vermeintliche Systemgegner in deren Umfeld. Sie stellten Betroffene beispielsweise als Alkoholiker, Rechtsextreme, Homosexuelle oder als Spitzel der Stasi dar und versuchten diese so zu diffamieren.
Ebenfalls mit Gewalt ging die Stasi gegen Regierungsgegner vor. Betroffene wurden verprügelt und deren Eigentum zerstört. Stasi-Mitarbeiter konfiszierten Personalausweise von Systemkritikern, erteilten ihnen Hausverbote und inhaftierten sie.
In Haft wurden Systemkritiker in den Anfängen der Stasi-Zeit physisch und später psychisch gefoltert. Sie wurden von Mitinhaftierten isoliert und in teilweise monatelangen Verhören zu belastenden Aussagen gebracht.
Ein besonders berühmter Stasi-Spionagefall war die Guillaume-Affäre. Einer der engsten Mitarbeiter vom damaligen BRD-Kanzler Willy Brandt (links), wurde 1974 als DDR-Spitzel enttarnt. Obwohl Günter Guillaume (rechts) schon länger vom BND unter Verdacht stand für die Stasi zu arbeiten, wurde dieser zum persönlichen Referenten des Kanzlers und fuhr sogar mit ihm in den Urlaub.
Mit dem Ende der SED, der alleinigen Regierungspartei der DDR, 1989 endete auch das Schaffen der Stasi. Die Mitarbeiter vernichteten zum Ende hin einen Großteil der Stasi-Akten. Gleichzeitig stürmten tausende Bürger die Dienststellen der Staatssicherheit, wodurch Teile der Akten als Beweise sichergestellt werden konnten.
Die extra gegründete Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) kümmerte sich um die übrig gebliebenen Akten aus der Zeit. Unter der Leitung des aktuellen Sonderbeauftragten Roland Jahn sicherte und archivierte die Behörde nach eigenen Angaben 111 Kilometer Aktenmaterial, 1,4 Millionen Fotos sowie unzählige Video- und Tonbänder.
Privatpersonen, Institutionen und Journalisten haben im Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv auf die geretteten Stasi-Akten Zugriff. So können beispielsweise ehemalige DDR-Bürger erfahren, ob sie im Visier der Stasi standen. Dies ist seit 1991 durch das Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) geregelt.
