SID-Kalenderblatt am 21. März: Mike Tyson ist "Big in Japan"

Für zehn Millionen Dollar kann man schon ein paar Strapazen auf sich nehmen, dachte Mike Tyson.
Berlin (SID) - Der amtierende Schwergewichts-Weltmeister unterschrieb den höchst lukrativen Vertrag für einen WM-Kampf in Japan - ohne zu ahnen, wie schwer er tatsächlich für das Geld arbeiten musste.
Gar nicht so sehr im Ring, seinen überforderten Landsmann Tony Tubbs schickte "Iron Mike" am 21. März 1988 im Tokyo Dome schon in der zweiten Runde mit einer krachenden Linken auf die Bretter. Aber die langen Reisen, der Jetlag und vor allem die vielen PR-Termine zehrten an Tysons Kräften. Überall, wo der Superstar aus den USA auftauchte, legten sogar die Japaner ihre Zurückhaltung ab. "Die Japaner wollen die ganze Zeit meine Haare anfassen", sagte der damals 21-Jährige Tyson leicht überfordert.
Es wurde gekreischt, gedrängelt und geknipst - gemeinsame Fotos mit dem Sporthelden waren schon damals, als es den Ausdruck "Selfie" noch gar nicht gab, heiß begehrt. "Athleten werden hier wie Gott behandelt", sagte Tyson, "aber ich bin das Gegenteil davon".
Der Box-Champion war bereits einen Monat vor dem Kampf mit seiner damaligen Frau Robin Givens eingeflogen. Er nutzte die Zeit, um Pandas im Zoos zu bestaunen und seinen kulinarischen Horizont zu erweitern. "Ich liebe japanisches Essen, besonders Sushi und Wachteleier", sagte der New Yorker. Als er in seinem Anzug für die Reinigung 700 Dollar vergaß, schickte der Ladenbesitzer das Geld sofort zurück. "Wenn mir das in New York passiert wäre", so Tyson, "wäre beides weg gewesen: Das Geld und der Anzug."
Tyson gefiel es in Tokio so gut, dass er zwei Jahre später wieder einen WM-Kampf im Tokyo Dome bestritt. Doch diesmal war alles anders: Von Schauspielerin Givens war Tyson nach etlichen Skandalen geschieden, und im Ring verlor er gegen James "Buster" Douglas seine drei WM-Gürtel. Es war seine erste Niederlage überhaupt als Profiboxer. Auf den Box-Thron kehrte Tyson irgendwann wieder zurück, nach Japan aber nicht mehr.