"Kein Mensch": Bronze spielte mit gebrochenem Schienbein

Nach dem zweiten EM-Titel mit den Lionesses verrät die Außenverteidigerin ein schmerzhaftes Geheimnis.
Für den Traum vom zweiten EM-Titel in drei Jahren ging Englands Fußball-Nationalspielerin Lucy Bronze über die eigene Schmerzgrenze hinaus. "Ich habe genau genommen das gesamte Turnier mit einem gebrochenen Schienbein gespielt, aber niemand wusste es", sagte die 33-Jährige der BBC nach dem dramatischen 3:1 im Elfmeterschießen im Finale von Basel gegen Spanien: "Es ist sehr schmerzhaft."
598 Minuten stand Bronze, die sich die Verletzung laut eigener Aussage Ende Mai in der Nations League gegen Portugal (6:0) zugezogen hatte, bei der Endrunde in der Schweiz für die Lionesses auf dem Platz. Im Endspiel hielt sie bis zur 105. Minute durch, bevor sie mit Tränen in den Augen ausgewechselt werden musste - dann aber aufgrund einer Knieverletzung an ihrem anderen, dem rechten Bein.
"Aber wenn das nötig ist, um für England zu spielen, dann werde ich das tun", sagte die Rechtsverteidigerin: "Wir spornen uns gegenseitig an, indem wir durch solche Dinge spielen, und das hat uns schließlich am Ende zum Ziel geführt."
Für ihr Durchhaltevermögen erhielt Bronze aus allen Richtungen viel Lob. "Sie hatte einige Probleme mit ihrem Schienbein, also haben wir natürlich versucht, das in den Griff zu bekommen. Wenn man 120 Minuten spielt, hat man das nicht im Griff, oder?", sagte Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman: "Das ganze Team hat eine tolle Mentalität, aber sie hat eine verrückte Mentalität, es ist unglaublich."
Auch ihre frühere England-Teamkollegin Ellen White adelte die Leistung von Bronze. "Ich meine das auf die netteste Art und Weise, aber sie ist kein Mensch", sagte die ehemalige Stürmerin: "Ich liebe und verehre sie, aber sie verkörpert das richtige England. Zu sagen, dass sie gerade ein großes Turnier mit einem gebrochenen Schienbein gewonnen hat, das ist nicht normal."
Und weil sich Bronze mit eben jenen großen Schmerzen durch das Turnier gekämpft hatte, wollte sie sich am Ende auch den wohlverdienten Lohn auf gar keinen Fall entgehen lassen. "Ich werde feiern", sagte Bronze - und fügte an: "Ich werde es genießen."