"Allgemein enttäuscht": Athleten unzufrieden mit Stand der Spitzensportreform

Mehr als Medaillen: DOSB sieht Jugendspiele als "Charakterschulung"
Berlin (SID) - Die Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist "allgemein enttäuscht" über den Stand der Spitzensportreform und erhöht den Druck auf DOSB und Politik. "Es gibt viel Unsicherheit bei den Athleten. Sie haben auf das Vorhaben gesetzt", hieß es in einer Erklärung der Kommission nach einer Sitzung des Sportausschusses zu diesem Thema am Mittwoch, an der die stellvertretende Vorsitzende Silke Kassner teilnahm. Jedoch gebe es bisher kaum Verbesserungen.
Als Positivbeispiele nannten die Athleten nur die Weiterentwicklung der Athletenförderung in der Bundeswehr, die ergänzende, zivile Athletenförderung in Kooperation mit der Deutschen Sporthilfe und die Gespräche zum Rentenpaket für die Athleten. Sie forderten, mehr eingebunden zu werden. Man wolle wissen, wie die Geldmittel für die jeweiligen Sportarten eingesetzt werden.
"Die unterschiedlichen Lebensabschnitte mit dem Leistungssport übereinzubringen und abzusichern, bleibt in diesen Jahren bei jedem Athleten eine Herausforderung. Das System muss nun dringend diese Planungssicherheit gewährleisten", hieß es in dem Schreiben: "Das heißt, die Athleten müssen wissen, auf welche Ressourcen sie in der sportlichen Vorbereitung verbindlich zugreifen können."
Die Athleten betonten, die Veränderungen mittragen zu wollen, für sie stelle sich "vor dem Hintergrund der Entwicklungen in der Stützpunktsystematik und dem Aspekt, inwieweit die PotAs-Ergebnisse tatsächlich Grundlage der Verbandsplanung bilden, die Frage, was sich überhaupt ändert".
Den meisten Athleten sei die sportfachliche und politische Arbeit der Verbände um Fördermittel bewusst. "Es entsteht jedoch der Eindruck, dass dieser zum Leidwesen der Athleten gefochten wird. Dies kann im Gesamtinteresse des Sports nicht zielführend sein", schreiben die Athleten.
Man sei "nicht nur besorgt", dass das umstrittene PotAs-Analysesystem der Verbände "als zentrales Instrument der Reform möglicherweise zu einem politischen Feigenblatt verkommt", sondern "im Augenblick allgemein enttäuscht von dem Vorhaben".
Die Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag zeigt vollstes Verständnis für die Sorgen und Bedürfnisse der Athleten. Dem SID sagte die SPD-Politikerin: "Einmal mehr wurde deutlich, wie wichtig es für die Athleten ist, sich endlich professionell aufstellen zu können. Nur dann sind sie in der Lage, sich an entscheidender Stelle in die Gespräche, in denen die zukünftigen Bedingungen für die Leistungssportentwicklung definiert werden, mit ihrer Expertise einzubringen. Die Beiträge von Frau Kassner haben einmal mehr gezeigt, dass nicht mehr über, sondern mit den Athleten und Athletinnen gesprochen werden muss."