Athleten nach Treffen mit Bach: "Könnte ein Stein des Anstoßes gewesen sein"

Athleten nach Treffen mit Bach: "Könnte ein Stein des Anstoßes gewesen sein"
Lausanne (SID) - Deutsche Athletenvertreter haben sich nach einem Treffen mit IOC-Präsident Thomas Bach in Lausanne am Mittwoch vorsichtig optimistisch gezeigt und wollen das weitere Vorgehen international abstimmen. "Wir hatten schon das Gefühl, dass man uns sehr ernst genommen hat", sagte Silke Kassner, die stellvertretende Vorsitzende von Athleten Deutschland e.V., dem SID. Konkrete Zusagen für die angestrebte direkte finanzielle Beteiligung der Athleten an den IOC-Einnahmen machte der Ringe-Orden allerdings nicht.
"Das könnte aber ein Stein des Anstoßes gewesen sein. Wir wollen die Eindrücke und Informationen nun mitnehmen und mit den zahlreichen Sportlern und Athleten-Organisationen, die weltweit Interesse an diesem Besuch gezeigt haben, das weitere Vorgehen abstimmen", sagte Athletensprecher Max Hartung.
Neben Bach trafen die sechs deutschen Athleten, die von DOSB-Präsident Alfons Hörmann und der DOSB-Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker begleitet worden waren, in der IOC-Zentrale am Genfer See zahlreiche weitere hochrangige Direktoren des Ringeordens zum Austausch.
"Sie haben uns ihr Solidarprinzip, das wir übrigens nie grundsätzlich infrage gestellt haben, noch einmal ausführlich dargelegt. Dass wir dieses jahrzehntealte Modell nicht von heute auf morgen ändern werden, ist uns klar. Wir werden aber trotzdem weiter darauf hinarbeiten, dass die Athleten künftig mehr profitieren", sagte Kassner.
Das IOC versendete nach dem Treffen eine dreiseitige Pressemitteilung, in der es noch einmal ausführlich sein Solidarmodell ("Olympic Solidarity") erklärte, in dessen Rahmen angeblich 90 Prozent aller Einnahmen an die 206 Nationalen Olympischen Komitees sowie 40 internationalen Verbände weitergeleitet werden.
Letztendlich könne das IOC all diese Mittel "nur einmal ausgeben", hieß es in der Mitteilung: "So bleibt es jedem NOK und jedem internationalen Sportverband vorbehalten, in Rücksprache mit der jeweiligen Athletenkommission eigenständig zu entscheiden, welche Form diese Unterstützung den lokalen Gegebenheiten und den Bedürfnissen der Athletinnen und Athleten am besten entspricht."
Athleten Deutschland e.V. hatte im Mai mit einem weltweit beachteten offenen Brief für Aufsehen gesorgt, in dem sie forderten, 25 Prozent der Milliardeneinnahmen des IOC direkt an die Athleten weiterzuleiten. In diesem Zusammenhang schloss die Gruppe auch einen Athletenstreik nicht aus.
Nach Veröffentlichung des Briefes hatte Bach die deutschen Sportler nach Lausanne eingeladen. Etliche internationale Athletenvertreter wollten daraufhin die deutsche Gruppe begleiten, was das IOC allerdings ablehnte.