"Betrug" - DOH-Gegner fordern Bund zum Handeln auf

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Berlin (SID) - Doping-Experte Professor Werner Franke und die frühere Sprinterin Claudia Lepping haben die Bundesregierung im Streit mit dem Dopingopfer-Hilfeverein (DOH) zum Handeln aufgefordert. Die DOH-Gegner warfen dem Verein bei der Ermittlung von Doping-Opfern Betrug und Zahlenhochstapelei vor.
"Wir fordern die Bundesregierung auf, dass das Gesetz evaluiert wird. Wir müssen zu einer ordentlichen Begutachtung zurückkommen und entscheiden, ob der millionenschwere Doping-Opfer-Hilfsfonds in dieser Form Bestand haben kann", sagte Lepping in Berlin. Die DOH-Gegner waren für Mittwoch in den Sportausschuss des Deutschen Bundestages eingeladen.
Der Hilfsfonds für die Dopingopfer wurde zuletzt von 10,5 Millionen auf 13,65 Millionen Euro erhöht. Daran zeige sich das schlechte Gewissen von Politik und Sport, so Lepping. Keiner wolle sich lumpen lassen, wenn es um Geschädigte gehe. "Doch leider sind Medien und Politik einer gewissen Zahlenhochstapelei aufgesessen und somit auch dem Betrug", so Lepping.
Die Anzahl von 15.000 Doping-Opfern sei viel zu hoch gegriffen, es gebe zu viele Trittbrettfahrer. Politisch würde der DOH dies mit einem "flächendeckenden, unwissentlichen und unwillentlichen Zwangsdoping im DDR-Leistungssport" begründen, das es aber so nicht gegeben habe, meinte Lepping.
Zudem sei eine Langzeitstudie mit dem Ziel aufgelegt worden, Sportler-Patienten zu generieren. Diese Studie gebrauche die Daten des Vereins ohne jeden Datenschutz. Die persönlichen Verwicklungen gipfelten schließlich darin, so Lepping, dass die frühere DOH-Vorsitzende Ines Geipel "selbst zum DDR-Dopingstaatsplan in Mecklenburg-Vorpommern promovieren kann, wofür sie allein 40.000 Euro Steuergelder" erhalte.
Franke, im Jahr 1999 Mitbegründer des DOH, distanzierte sich erneut von der Arbeit des Vereins. Deutschlands bekanntester Dopingjäger der letzten Jahrzehnte kritisierte die Qualität der Gutachten, mit denen die früheren Athleten zu Doping-Opfern erklärt werden. In den letzten Jahren hätte "unwissenschaftliches Tun" die Oberhand gewonnen, "das war anfangs nicht so", sagte der Heidelberger Molekularbiologe einen Tag vor seinem 79. Geburtstag.
Franke wies vor allem These des DOH zurück, dass Schädigungen von DDR-Opfern an Kinder vererbt werden könnten ("transgenerationale Traumatransmission"). "Wenn ich durch meine Heimat Westfalen fahre, dann zittern mir doch auch nicht die Knochen vom westfälischen Frieden im 30-jährigen Krieg. Das ist nicht vererbbar", sagte der renommierte Zellforscher.