Fecht-WM: Regeln und Fachbegriffe (zusammengestellt vom SID)

Fecht-WM: Regeln und Fachbegriffe (zusammengestellt vom SID)
Leipzig (SID) - DEGEN: Der Degen hat die längste Tradition und ist vor allem in Frankreich, dem "Mutterland" des Fechtens, immer noch die Königsdisziplin. Wie das Florett ist der Degen eine reine Stoßwaffe, es können nur Treffer mit der Spitze gesetzt werden. Mit maximal 770 Gramm Gewicht und höchstens 110 Zentimetern Länge ist er die schwerste der drei Waffen. Trefferfläche ist der gesamte Körper. Nur im Degengefechten gibt es Doppeltreffer, aber nur dann, wenn beide Fechter ihre Treffer innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls setzen. Im Gegensatz zu Säbel und Florett gibt es kein Treffervorrecht, alle Treffer werden gezählt. Auch deshalb sind Degengefechte sehr taktisch geprägt, die Kontrahenten belauern sich lange. Dauert das Abwarten allerdings zu lange, kann der Obmann das Drittel sofort beenden und in den nächsten Teilabschnitt gehen. Mit dem Degen gewann Britta Heidemann 2008 in Peking Olympiagold und 2012 in London Silber.
FLORETT: Das Florett darf ein Gewicht von 500 Gramm und eine Länge von 110 Zentimetern nicht überschreiten. Es ist wie der Degen eine reine Stoßwaffe, Treffer können nur mit der Spitze gesetzt werden. Es gilt Treffer-Vorrecht: Der Angegriffene kann nur Punkte erzielen, wenn er den Angriff seines Kontrahenten zuvor pariert hat. Dies sorgt häufig für eifrige Diskussionen auf der Planche. Lediglich Rumpf und der Maskenlatz sind gültige Trefferflächen. Der Koblenzer Peter Joppich wurde mit dem Florett viermal Einzel-Weltmeister.
SÄBEL: Säbelgefechte sind die spektakulärsten im Fechtsport, da mit dieser Waffe sehr offensiv gefochten wird. Die maximale Länge beträgt 105 Zentimeter, wobei bis zu 88 Zentimeter auf die Klinge entfallen können. Der Säbel ist die einzige Hieb- und Stoßwaffe, Treffer können sowohl mit der Spitze als auch mit der Schneide erzielt werden. Trefferfläche ist der gesamte Oberkörper einschließlich Armen und Maske. Das maximale Gewicht beträgt 500 Gramm. Wie im Florett gilt: Nur der Angreifer kann punkten. Der angegriffene Fechter muss die Aktion seines Gegners parieren, ehe er treffen darf. Max Hartung ist Europameister mit dem Säbel.
PLANCHE: Die Planche ist die Fechtbahn, auf der sich die Athleten duellieren. Sie ist 14 m lang und durch eine Mittellinie quer unterteilt. Zwei Meter von dieser Markierung entfernt stellen sich die Kontrahenten zu Beginn des Gefechts und nach jedem Treffer an den Startlinien auf. Fünf Meter hinter den Startlinien endet die Planche, die jeweils letzten zwei Meter davor werden farbig abgesetzt. Wird ein Fechter von seinem Gegner mit beiden Beinen hinter das Ende der Planche getrieben, erhält er einen Straftreffer. Überschreitet der Athlet dagegen die Außenlinie der 1,5 bis 2 Meter breiten Bahn, wird der Kontrahent mit einem Meter Raumgewinn belohnt.
GEFECHT: In der Qualifikation, der sogenannten Runde, ficht in einer Gruppe jeder gegen jeden auf fünf Treffer. Die reine Kampfzeit beträgt maximal drei Minuten. In der Direktausscheidung wird in dreimal drei Minuten mit jeweils einer Minute Pause auf maximal 15 Treffer gefochten. Bei Gleichstand nach Ablauf der Zeit kommt es zum Sudden Death. Innerhalb einer Minute Verlängerung siegt der Fechter, der den ersten Treffer setzt. Setzt keiner der Fechter einen Treffer, so gewinnt der Athlet, der vor der Verlängerung einen Vorteil zugelost bekam. Dies war auch der Grund, warum Degenfechterin Britta Heidemann im Halbfinale der Olympischen Spiele in London gegen die Südkoreanerin Shin A-Lam beim Stande von 5:5 unbedingt in der letzten Sekunde einen Treffer setzen musste. Ihre Gegnerin hatte den Vorteil.
TEAMWETTBEWERB: Ab Montag starten in Leipzig die Mannschaftswettbewerbe. Dort ficht jeder der drei Athleten eines Teams gegen jeden Teilnehmer des Gegners. Demnach besteht ein Mannschaftskampf aus neun Einzelgefechten a maximal drei Minuten. Das erste Gefecht geht auf fünf Treffer - oder weniger, wenn die drei Minuten Kampfzeit vorher abgelaufen sind. Die folgenden Athleten übernehmen den Stand und fechten bis 10, die nächsten bis 15 etc., oder bis erneut die Kampfzeit des einzelnen Gefechts endet. Die zu erreichende Trefferzahl steht für jedes Teilgefecht fest. Für das sechste Teilgefecht gilt also auch dann die Grenze von 30 Treffern, wenn es bei Start des Teilabschnitts aufgrund mehrfach abgelaufener Zeit beispielsweise nur 22:21 stand. Dies ermöglichst auch eine taktische Gefechtsführung. So versuchen Mannschaften, dem besten Athleten möglichst viel "Luft" zu verschaffen, damit dieser viele Treffer setzen kann. Es gewinnt die Mannschaft, die zuerst 45 Treffer erreicht oder nach Ablauf der Kampfzeit in Führung liegt.
VIDEOBEWEIS: Im Fechten ist der Videobeweis schon lange Normalität, doch es regt sich auch Kritik. Seit der WM 2005 in Leipzig wird die visuelle Kontrolle für die Kampfrichter eingesetzt, mittlerweile ist sie aus dem modernen Fechten nicht mehr wegzudenken. Jeder Athlet hat während des Gefechts die Möglichkeit, den Obmann bei umstrittenen Situationen um Ansicht der Videoaufnahmen zu bitten. Jeweils zwei Mal pro Gefecht darf der Sportler dieses Recht in Anspruch nehmen. Wird eine Entscheidung zurecht angezweifelt, wird kein Beweis abgezogen. Bleibt die Entscheidung des Obmanns bestehen, wird ein Beweis gestrichen. Vor allem im Säbelfechten gehen die Kampfrichter teilweise aber auch aus eigenem Antrieb zum dafür zur Verfügung stehenden TV-Monitor. Zu knapp sind die Entscheidungen bei der sehr offensiv betriebenen Waffengattung. Doch an dem mittlerweile allzu häufigen Einsatz gibt es auch Kritik. Zu viele Diskussionen würden die Attraktivität der Sportart mindern.