Freitag-Kritik an Hörmann: Einschnitte bei Kanuten ein "Hilferuf"

Freitag-Kritik an Hörmann: Einschnitte bei Kanuten ein "Hilferuf"
Berlin (SID) - Für Dagmar Freitag, die Sportausschuss-Vorsitzende im Deutschen Bundestag, ist die geplante Maßnahme des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), Kosten für Dopingkontrollen auch auf die Athletinnen und Athleten umzulegen, "eher als Hilferuf zu verstehen". Die SPD-Politikerin kritisierte in diesem Zusammenhang Alfons Hörmannn und warf dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Untätigkeit vor.
"Um den Verbänden entgegenzukommen, hatte ich kürzlich Alfons Hörmann in einer Gesprächsrunde mit Vertretern aller Fraktionen angeboten, mich für eine weitere Erhöhung der Bundesmittel um 150.000 Euro in den Haushaltsberatungen einzusetzen, falls auch der DOSB zusätzlich 100.000 Euro beisteuern würde", sagte Dagmar Freitag dem SID, "dieses Angebot wurde ohne weitere Diskussion und Begründung von Herrn Hörmann abgelehnt. Für mich völlig unverständlich, da der DOSB das letzte Haushaltsjahr nach allem, was man hört, mit einem erfreulichen Ergebnis abgeschlossen hat."
Das Bundesinnenministerium (BMI) teilte am Donnerstag auf Anfrage der Tageszeitung Die Welt mit, sich nicht an den Mehrkosten zu beteiligen und sieht die Verantwortung klar verteilt: "Das BMI geht davon aus, dass sich die Spitzensportverbände finanziell angemessen an den Dopingkontrollkosten der NADA beteiligen und die Kosten nicht auf ihre Athletinnen und Athleten umlegen."
Der Kanu-Verband hatte seine Athleten während des laufenden WM-Vorbereitungslehrgangs in Kienbaum darüber informiert, dass die Sportler künftig anteilig an den fast verdoppelten Kosten für Dopingkontrollen beteiligt werden sollen. Dafür will der DKV die Ausschüttungen aus seinem Sponsorenpool an die Athleten kürzen.
Der dreimalige Olympiasieger Sebastian Brendel (Potsdam) würde somit 300 Euro jährlich weniger erhalten. "Ich finde es gut, dass wir für einen sauberen Sport stehen. Aber das, was da jetzt von uns gewollt wird, geht gar nicht. Es ist eine Farce", sagte der 30-Jährige Brendel der Tageszeitung Die Welt.
Für Hörmann ist diese geplante Maßnahme ein Beispiel dafür, "wie groß die Herausforderung bei der Finanzierung des gesamten Leistungssportsystems auf allen Ebenen" sei. Für 2018 hatten sich die Spitzenverbände auf eine anteilige Finanzierung der Wettkampf- und Trainingskontrollen der NADA in Höhe von 1,247 Millionen Euro geeinigt. 2019 erhöht sich der Bedarf bereits auf 1,5 Millionen.
Da die Finanzierung bei einigen kleineren Verbänden zu finanziellen Engpässen führen könnte, hat der DOSB einen Härtefonds über 50.000 Euro eingerichtet. "Damit sollen Verbände unterstützt werden, die durch die zusätzlichen Kosten in Probleme kommen", erklärte Hörmann. Dagmar Freitag sieht dies jedoch kritisch: "Das macht die Verbände aus meiner Sicht zu Bittstellern gegenüber dem Dachverband und schafft im Zweifel nicht wünschenswerte Abhängigkeiten."