Freitag nach Eklat bei Dopingopfern: "Ansehen unter Druck"

Berlin (SID) - Das Ansehen des DOH stehe bereits "seit geraumer Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin erheblich unter Druck", sagte die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag dem SID: "Der peinliche Franke-Lehner-Disput ist nur ein weiterer Beleg hierfür."
Freitag betonte, dass sie nicht sagen könne, wer der Auslöser des Streits zwischen dem DOH-Vorsitzenden Michael Lehner und dem Experten Werner Franke gewesen sei, da sie bei dem Vorfall am Rande der letzten DOH-Presserunde in Berlin nicht dabei gewesen war. Sie wolle als Politikerin auch keine klugen Ratschläge geben.
"Es ist nicht Aufgabe von Abgeordneten, sich in private Streitigkeiten und Befindlichkeiten Dritter einzumischen", sagte Freitag. Auch wenn sie aus eigener Erfahrung wisse, dass Franke "in Umgang und Wortwahl in der Regel nicht zu besonderer Zurückhaltung" neige, halte sie ihn für einen "hervorragenden Wissenschaftler, dessen Expertise und dessen Argumentation ich persönlich jedenfalls wesentlich näher stehe als der des Dopingopfer-Hilfevereins", betonte Freitag.
Beim Treffen des DOH Mitte August in Berlin war es zu Handgreiflichkeiten gekommen, als Franke Lehner im Eingangsbereich der DOH-Zentrale an den Hals gegriffen hatte und seine Teilnahme erzwingen wollte. Nachdem ihm der Sportrechtsexperte Lehner keinen Zutritt gewährt hatte, lud Franke die Presse im Anschluss in einen Biergarten in unmittelbarer Nachbarschaft ein.
Grund der Streitigkeiten sind unter anderem die unterschiedlichen Bewertungen der Annahme, dass Schädigungen von Dopingopfern an Kinder vererbt werden können. Der DOH glaubt dies, der renommierte Molekularbiologe Franke nicht, so dass es zum Bruch kam. Auch Freitag äußerte Zweifel an der Seriösität einer vom DOH beauftragten Studie, die mögliche Schäden in der zweiten Generation belegen soll.
Bislang stieß die Arbeit des DOH bei den deutschen Sportpolitikern auf viel Anerkennung. Der Bund hatte 2018 den Hilfsfonds für Dopingopfer noch von 10,5 Millionen auf 13,65 Millionen Euro aufgestockt, die Frist für Antragsteller wurde im Zuge des Dopingopferhilfegesetzes bis Ende 2019 verlängert.