Hartung kritisiert hohe Erwartungen an deutsche Fechter - "Wo soll das herkommen?"

Hartung kritisiert hohe Erwartungen an deutsche Fechter - "Wo soll das herkommen?"
Leipzig (SID) - Säbel-Europameister Max Hartung hat die hohe Erwartungshaltung an die deutschen Fechter kritisiert und sieht Deutschland vor einem langen Weg zurück in die Weltspitze. "Wir werden uns langfristig auf einen Platz hinter den großen Fechtnationen einrichten müssen", sagte der 27-Jährige, der bei der Heim-WM in Leipzig am Freitag im Einzel an den Start geht, dem SID.
Hauptgrund dafür seien die deutlich schlechteren Rahmenbedingungen im Vergleich zu den Topnationen. "Man muss nur nach Russland schauen, nach Italien, nach Frankreich oder Südkorea: Wenn man sieht, was da von staatlicher Seite für ein Aufwand betrieben wird, ist das auch nicht verwunderlich", sagte der Dormagener: "Im Gegenteil: Da wundert man sich eher über die Erwartungen in Deutschland, was wir erreichen sollen. Wo soll das denn herkommen?"
Der Athletensprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) verdeutlichte dies mit einem persönlichen Beispiel. Während er nach der WM "draufzahle", seien seine Konkurrenten Vollprofis: "Ein Südkoreaner, der in der Weltspitze ist, hat ein Jahreseinkommen von bis zu 250.000 Euro", sagte Hartung.
Auch deshalb würden ihn die Vergleiche mit der "guten alten Zeit" des deutschen Fechtens "ein bisschen" nerven: "Wir haben ja auch ein paar 'Experten', die sich immer zu Wort melden. Vor denen habe ich zwar sportlich allerhöchsten Respekt, aber der Sport hat sich inzwischen grundlegend geändert."
Kritik äußerte Hartung auch in Richtung des Fechtzentrums Tauberbischofsheim. Die dortigen Querelen würden den Verband belasten. "Da muss man möglichst schnell dahin kommen, dass man zusammen und nicht gegeneinander arbeitet, keine Spielchen spielt. So etwas lenkt ab, so etwas lenkt den ganzen Verband ab", sagte er.