Hörmann: "Lieber Fair-Play-Medaille als Platz eins im Medaillenspiegel"

Hörmann: "Lieber Fair-Play-Medaille als Platz eins im Medaillenspiegel"
Pyeongchang (SID) - Für das deutsche Olympia-Team soll in Pyeongchang Fair Play vor Erfolg gehen. "Ich nehme mit dem Team D lieber die Fair-Play-Medaille als Platz eins im Medaillenspiegel", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei seiner ersten Pressekonferenz in Pyeongchang am Freitagmorgen: "Nach allem, was in den vergangenen Wochen und Monaten diskutiert wurde, scheint es mir wichtig, dieses Motto in den Vordergrund zu stellen."
Das deutsche Team sei "mehr als Leistungssport, mehr als Medaillenzählen, mehr als ausschließlich am Erfolg orientiert", sagte Hörmann. Er nahm auch Bezug auf Medienberichte über eine hohe Zahl von Doping-Verdachtsfällen im Langlauf-Bereich: "Ich betone: Es ist niemand in diesem Team D, bei dem wir den leisesten Zweifel in Richtung irgendwelcher Verstöße oder Vergehen haben."
Mit Blick auf die Aufarbeitung des Staatsdopingskandals übte Hörmann scharfe Kritik an der russischen Führung. "Im Grunde müsste das russische Team mehr als dankbar sein, dass es überhaupt die Unterscheidung zwischen einem Dopingsystem mit inakzeptablen Verstößen und den Einzelathleten gegeben hat. Für mich ist es unverständlich und inakzeptabel wie mit dem Thema von offizieller Seite in Russland umgegangen wird."
Dass in Russland die CAS-Entscheidung, lebenslange Olympiasperre gegen russische Athleten aufzuheben, so interpretiert wurde, als sei nicht gedopt worden, sei "eine Form von Unverfrorenheit und Dreistigkeit". Hörmann forderte das IOC auf, die in Aussicht gestellte Aufhebung der Suspendierung des russischen NOK zur Schlussfeier in Pyeongchang zu überdenken: "Wenn die Russen die nächsten zwei Wochen so weiterkommunizieren, würde ich dem IOC dringend empfehlen, selbstkritisch über das Thema Teilnahme an der Schlussfeier nachzudenken. Das kann und darf nicht die Haltung sein, die dazu führt, dass man sofort und uneingeschränkt in die Weltsportgemeinschaft aufgenommen wird." Hörmann forderte von Russland mehr "Demut und Selbstkritik".
Hörmann nahm aber auch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA in die Pflicht. "Der Medaillenspiegel von Sotschi ist nicht mehr viel wert, der von Pyeongchang muss eine andere Form von Bedeutung erlangen. Wir müssen wieder zu dem Punkt kommen, dass die Medaillen wieder dauerhaft bei denen bleiben, die sie gewonnen haben", sagte er. Er hoffe, dass sich in Pyeongchang das Prüfsystem "professioneller" darstelle als zuletzt.