Meinungsfreiheit-Debatte: Hörmann kann Kretzschmar-Kritik nachvollziehen

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München (SID) - In der Debatte um die Meinungsfreiheit von Profisportlern kann DOSB-Präsident Alfons Hörmann die Gedanken des früheren Handballstars Stefan Kretzschmar überwiegend nachvollziehen. "Da hat er in der Tendenz nicht ganz unrecht, und ich würde ihm zustimmen. Natürlich ist es so, dass PR-Abteilungen oder Medienbeauftragte ein waches Auge darauf werfen, was der ein oder andere von sich gibt", sagte Hörmann am Mittwoch in München.
Der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) betonte jedoch, dass es unter seiner Regie bei den Olympischen Spielen in Sotschi, Rio de Janeiro und Pyeongchang "nicht ein einziges Mal einen Maulkorb oder ein Redeverbot" gegeben habe.
Kretzschmar (45) hatte in einem Interview mit t-online.de auf die Frage, warum es für Profisportler so schwer sei, in der Öffentlichkeit die eigene Meinung zu sagen, unter anderem geantwortet: "Für jeden Kommentar bekommst du eins auf die Fresse. [...] Für alles, was dich von der Masse abhebt, erntest du einen Shitstorm. Dem setzt sich kein Profisportler aus." Dass es in seinem Heimatland eine Meinungsfreiheit, "für die man nicht in den Knast kommt", gebe, hatte er nicht bestritten.
Kretzschmar war für seine Aussagen in den sozialen Medien sowie von mehreren Politikern kritisiert worden. Die AfD Heidelberg hatte auf Twitter das Video des Interviews kommentarlos weiterverbreitet. Gegen die seiner Meinung nach falsche Interpretation seiner Äußerungen wehrte sich Kretzschmar.
"Wenn man meine Biografie kennt, ist die Instrumentalisierung meines Interviews von politischen Gruppierungen, die meiner eigenen politischen Einstellung nicht ferner liegen könnten, schon grotesk", sagte der ehemalige Nationalspieler der Bild-Zeitung.