Moskau-Daten: WADA-Chefermittler Younger erwartet "keine tausend" Fälle

WADA-Chefermittler Younger: Sanktionen gegen Russen ein "schwieriger Prozess"
Frankfurt/Main (SID) - WADA-Chefermittler Günter Younger hat keine überhöhten Erwartungen an die Auswertung der Daten aus dem Computer des einstigen Doping-Kontrolllabors in Moskau. Er rechne mit "keinen tausend" neuen Fällen, sagte der Deutsche der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Dienstagsausgabe). Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte vergangene Woche und damit später als geplant die sogenannten Lims-Daten des Labor-Computers kopiert und erhofft sich daraus Aufschluss über weitere vertuschte Doping-Fälle.
Younger wollte sich indes auf eine Zahl nicht festlegen. Entscheidend sei für die WADA, dass die Fälle vor dem Internationalen Sportschiedsgericht CAS standhalten. "Wir wollen alle Doper erwischen, und wir werden nicht aufhören, bis wir mit unseren Ermittlungen zu Ende sind", sagte er.
Die Zusammenarbeit mit der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA nennt Younger "mustergültig". Bis zum Ende ihrer Suspendierung durch die WADA am 20. September 2018 habe es allerdings auf Angebote zur Kooperation keine Reaktion gegeben. "Die RUSADA ist sehr bemüht, Vertrauen zurückzugewinnen", sagte der 50-Jährige. Den gescheiterten Versuch vom Dezember erklärt Younger damit, dass die Daten in den Händen der russische Strafjustiz waren. "Jede Polizei der Welt würde Ihnen verbieten, an ihren Computer ein fremdes Kabel anzustecken", sagt er.
Am Dienstag entscheidet die WADA, ob sie nach der verspäteten Bearbeitung der Daten des Moskauer Kontrolllabors Sanktionen gegen die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA verhängt.