NADA-Vorsitzende Gotzmann sieht "Glaubwürdigkeitsproblem" im Anti-Doping-Kampf

WADA sagt China Unterstützung während Aussetzung der Dopingkontrollen zu
Bonn (SID) - Die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), Andrea Gotzmann, hat sich einen Monat nach der umstrittenen Wiederaufnahme Russlands durch die WADA besorgt um den weltweiten Kampf gegen Doping gezeigt. "Wir haben ein großes Glaubwürdigkeitsproblem, das sich vor vier Wochen nochmals verschärft hat", sagte Gotzmann am Mittwoch in Bonn: "Wir laufen Gefahr, dass Anti-Doping-Arbeit unglaubwürdig wird."
Im September hatte die Exekutive der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) beschlossen, die Suspendierung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA nach dem Skandal um Staatsdoping nach drei Jahren "unter strikten Voraussetzungen" wieder aufzuheben. Gotzmann nannte dies einen "unbefriedigenden Umgang mit dem Verstoß gegen anerkannte Regelwerke".
Matthias Kamber, ehemaliger Geschäftsführer von Antidoping Schweiz, kritisierte in diesem Zusammenhang die WADA und forderte eine Reform. "In der WADA gibt es keine kritischen Leute mehr, alle sind Teil des Systems", sagte er: "Die WADA braucht es, aber nicht die WADA, die es heute gibt."
Die derzeitige Anti-Doping-Arbeit habe "keine Wirkung mehr im Feld und kein Vertrauen mehr bei den Athleten", klagte Kamber. Deshalb sei er "froh, dass die Athleten endlich aufstehen". Nach der Wiederaufnahme der RUSADA war in den vergangenen Wochen auch aus Athletenkreisen starke Kritik aufgekommen.
Claudia Bokel, ehemalige Vorsitzende der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), forderte deshalb eine stärkere Beteiligung der Sportler im Kampf gegen Doping. "Ich denke, alle Sportorganisationen würden gut daran tun, auf die Stimme der Athletinnen und Athleten zu hören", sagte sie: "Ich glaube, es ist nötig, auf die Nöte der Athletinnen und Athleten einzugehen." Stattdessen beobachte sie in den vergangenen Wochen aber eine "Distanz zwischen Sportorganisationen und Athleten".