Siebensatzdrama: Ovtcharov im Achtelfinale gegen Lebrun raus

Für Ovtcharov ist nach einem denkwürdigen Duell mit Frankreichs Jungstar Schluss. Seine Aufholjagd wurde nicht belohnt.
Dimitrij Ovtcharov muss den Traum von seiner dritten olympischen Einzelmedaille begraben. Der 35-Jährige verlor in Paris trotz einer starken Aufholjagd das Generationsduell mit Frankreichs Shootingstar Felix Lebrun (17) mit 3:4 und scheiterte im Achtelfinale. Ovtcharov kam im Tischtennis-Krimi nach 0:3-Rückstand zurück, belohnte sich dafür aber nicht. Im letzten Satz verlor er 7:11.
Nach den ersten drei Sätzen sei "die Anspannung etwas abgefallen", sagte Ovtcharov. "Ich war so extrem im Tunnel, es war laut, aber es war schön, das hat mich nicht abgelenkt", sagte er zu der ohrenbetäubendem Kulisse. "Jetzt bin ich sehr, sehr traurig. Ich wollte wieder eine Medaille holen, das hat nicht geklappt, jetzt bin ich sehr enttäuscht."
Bundestrainer Jörg Roßkopf zollte Lebrun Respekt. "Das war ein Weltklassespiel auf richtig hohem Niveau", sagte er: "Felix hat dem Druck standgehalten." Aber auch Ovtcharov habe "seine Chancen" gehabt, fügte Roßkopf hinzu: "Im siebten Satz hatte er einen schlechten Start, dann war Felix' Vorsprung zu groß."
Ovtcharov war der letzte Deutsche in der Einzelkonkurrenz der Männer, in der erstmals seit 2008 kein Athlet des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) im Viertelfinale steht. In der kommenden Woche peilt er einen Start im Teamwettbewerb an der Seite von Dang Qiu und Altmeister Timo Boll an.
Im Duell in der Halle 4 auf dem Messegelände im Süden von Paris spielte Ovtcharov auch gegen das Heim-Publikum, das jeden Punktgewinn seines Jungstars frenetisch feierte. Immer wieder hallten "Allez Les Bleus"- und "Felix, Felix"-Rufe durch die ausverkaufte Arena, die Marseillaise wurde angestimmt. Auch Fußball-Ikone Zinedine Zidane fieberte mit.
Nach souveränen Siegen gegen den Mexikaner Marcos Madrid (4:0) und Vitor Ishiy aus Brasilien (4:1) erwies sich Lebrun spielerisch als die erste große Hürde. Lebrun, hatte Ovtcharov zuvor gesagt, bringe ein "ganz anderes Level" mit.
Der Weltranglistenfünfte stellte Ovtcharov mit starken Aufschlägen und schnellem Spiel vor Probleme. Auch das Spiel mit den Fans beherrschte der Teenager: Nach Satzgewinnen ballte Lebrun die Faust in Richtung Tribüne, die Zuschauer schwenkten die Tricolore.
Ovtcharov zeigte sich meist unbeeindruckt und hielt mutig dagegen. Im zweiten Satz wehrte er fünf Satzbälle ab, vergab im selben Durchgang dann aber zwei eigene und geriet 0:2 in Rückstand. Er steigerte sich, wurde mit jedem Satzgewinn selbstbewusster und frustrierte seinen Gegner und das Publikum. Letztlich war die Aufholjagd aber nicht von Erfolg gekrönt.
Ovtcharov hatte 2012 in London und 2021 in Tokio jeweils Bronze gewonnen, mit der Mannschaft holte er vier weitere Olympiamedaillen - je zweimal Silber und Bronze. Mit der Mannschaft will Ovtcharov mit um eine Medaille spielen. Seit 2008 haben die deutschen Tischtennisspieler immer mindestens einmal auf dem Olympia-Podest gestanden.